Am 05. Juni 2024 folgten rund 100 Gäste der Einladung von zwölf Organisationen der Sozialstrukturförderung (SSF) – darunter DVV International – zu einem parlamentarischen Abend. Unter dem Motto „Kaum bekannt. Oft genutzt. Soziale Strukturen für gesellschaftliche Herausforderungen weltweit“ wurde das Schlaglicht auf die internationale Entwicklungsarbeit der Veranstalter gelegt. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze.
Ob Rettungsdienst, Kindergarten oder Weiterbildung, viele Menschen nutzen in ihrem Alltag Angebote, die auf Sozialstrukturen basieren und selbstverständlich erscheinen. Doch es braucht jemanden, der diese Strukturen aufbaut und pflegt, dahinter stehen oft Verbände oder Hilfsorganisationen – sogenannte Sozialstrukturträger. Diese seien nicht weniger als „gelebte Solidarität“, so die Ministerin in ihrer Eröffnungs-Keynote. „Wir alle kennen die wertvolle Arbeit von großen zivilgesellschaftlichen Trägerorganisationen hierzulande: Hunderttausende Menschen deutschlandweit bilden sich in Volkshochschulen weiter. Eltern bringen ihre Kinder in AWO-Kitas und lassen ihre Eltern in Caritas Pflegeheimen versorgen. Deutsche Genossenschaften und Volksbanken erreichen Millionen von Menschen, gerade auch im ländlichen Raum“, so Schulze weiter. Es sei wichtig, dieses Können und Wissen auch mit Partnerorganisationen weltweit zu teilen und gemeinsam Projekte zu entwickeln, die insbesondere das Leben der Menschen im globalen Süden verbesserten.
Als Beispiel für die nachhaltige Stärkung von Frauen nannte Schulze Alphabetisierungskurse, wie sie die Partnerorganisationen des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) oder Kolping International anbieten, und von denen vor allem Frauen profitieren. Schulze hob hervor, dass Frauen durch Alphabetisierung Selbstvertrauen gewännen und wirtschaftlich selbstständiger würden. Sie könnten so ihre Rechte, Ressourcen und Repräsentation stärken.
Die Ministerin betonte, die Sozialstrukturträger leisteten deshalb einen wichtigen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit, weil sie bei ihren Projekten auf die drei „V“ setzen: „Verantwortung, Vernetzung und Verankerung.“ Verantwortung meine, dass benachteiligte Menschen in ihren eigenen Initiativen dabei unterstützt würden, sich zu organisieren, sich gesellschaftlich zu beteiligen und sich selbst Perspektiven zu schaffen. Vernetzung sei wichtig, damit sich lokale Initiativen zu größeren Organisationen zusammenschließen, um so gemeinsam leistungsfähiger, professioneller und schlagkräftiger gegenüber Öffentlichkeit und Politik zu werden und ihre Rahmenbedingungen zu verbessern, so Schulze. Die Verankerung der aufgebauten Sozialstrukturen sei wiederum die beste Krisenprävention, denn soziale Organisationen stärkten das Vertrauen der Menschen untereinander, machten Gesellschaften widerstandsfähig und wehrhaft, resümierte die Ministerin.
Das Beispiel von DVV International in Uganda
Während einer Podiumsdiskussion berichtete Everest Tumwesigye, Abteilungsleiter im Ministerium für Gender, Arbeit und soziale Entwicklung in Uganda von den Erfahrungen in seinem Land und von der Zusammenarbeit mit DVV International. Mit 10 Millionen Analphabet*innen, einer hohen Arbeitslosigkeit und einer großen Zahl von Beschäftigen im informellen Sektor, steht Uganda vor großen Herausforderungen. Everest Tumwesigye betonte die Bedeutung nachhaltiger Strukturen der Erwachsenenbildung, um insbesondere benachteiligten Bevölkerungsgruppen Zugang zu (Grund-)Bildung zu verschaffen, ihre Beschäftigungsmöglichkeiten langfristig zu verbessern und ihnen neue Lebensperspektiven zu eröffnen. Aufbauend auf den Erfahrungen der Volkshochschulen in Deutschland unterstützt DVV International die ugandische Regierung beim Aufbau eines gut geführten und mit Ressourcen ausgestatteten Erwachsenenbildungssystems. Daraus resultierend konnte beispielsweise im Jahr 2023 die erste nationale Erwachsenenbildungsstrategie im Land auf den Weg gebracht werden.
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Factsheet der Arbeitsgemeinschaft Sozialstrukturförderung zum parlamentarischen Abend