DVV International Jahresbericht 2020

INHALT Inhalt 04 Grußwort 05 Vorwort I. Erwachsenenbildung in Zeiten von Covid-19 07 Erwachsenenbildung und Corona: Chancen und Herausforderungen 08 Reaktionen aus unseren Partnerländern II. Erwachsenenbildungsprojekte weltweit 11 Erwachsenenbildung in Afrika: Mit einem systemischen Ansatz hin zu einem breiteren Angebot, verbesserter Qualität und Nachhaltigkeit 14 Freiwilligeneinsatz in Community Learning Centres in Kambodscha 15 Online in Kabul 16 Wie sich DVV International in der Gefängnisbildung engagiert 19 Evaluierung zu lateinamerikanischen Bildungsnetzwerken – Lessons Learnt 21 Evaluierungen 2020 III. Expertise und Anwaltschaft für Erwachsenenbildung 23 Die Zukunft wartet nicht: Ein Plädoyer für eine andere Erwachsenenbildung 24 Glokalisierung der Erwachsenenbildung – Einsatz für lokale Belange auf globaler Ebene 26 Auf dem Wege zur CONFINTEA VII in Marokko 28 Globales Lernen in der Volkshochschule – „Getrennt und doch gemeinsam“ 29 Unsere Instrumente und Ansätze IV. DVV International im Überblick 31 Unser Proﬁ l 32 Unsere Partnerländer 34 Projektthemen in 2020 35 Gemeinsam stark – globale Partner und Netzwerke 36 Gewinn- und Verlustrechnung 37 Bilanz 38 Kuratorium DVV International 38 Mitarbeitendenstatistik 38 Impressum DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 3

GRUSSWORT Grußwort Liebe Leserinnen und Leser, auf ein Jahr der Jubiläen in 2019, in dem die Volks- hochschulen ihr 100-jähriges und DVV International sein 50-jähriges Bestehen feierten, folgte ein kontrastreiches, vor allem durch die Corona-Pandemie geprägtes Jahr 2020. Wie überall auf der Welt stellte die Pandemie auch unsere Arbeit im In- und Ausland vor große Herausforde- rungen. Die Volkshochschulen in Deutschland sowie unsere Partner im Ausland konnten ihren wichtigen Beitrag zur Daseinsvorsorge nur noch eingeschränkt leisten und mussten zügig neue Wege ﬁ nden, den Menschen ihre Lernangebote zu unterbreiten. Dies führte unweigerlich dazu, dass Lernende nicht mehr wie gewohnt an Bildungs- angeboten teilnehmen können. Für benachteiligte Gesell- schaftsgruppen wie Personen bildungsferner Haushalte oder ältere Menschen sind diese Zeiten begrenzter Beteiligungsmöglichkeiten besonders herausfordernd. An unseren Auslandsstandorten kommt erschwerend hinzu, dass Gesundheitssysteme unzureichend ausge- stattet sind und die meisten unserer Partnerländer nur über sehr begrenzte ﬁ nanzielle Mittel verfügen, die Folgen der Krise abzufedern. Das resultiert nicht nur in Unsicher- heiten, Ängsten und Isolation, sondern führt auch zu mehr Arbeitslosigkeit und Einkommensausfällen. Zahlrei- che Entwicklungs- und Schwellenländer, die in der Ver- gangenheit Fortschritte im wirtschaftlichen, politischen und sozialen Bereich gemacht haben, drohen nun, durch die Pandemie um Jahre zurückgeworfen zu werden. Wir müssen deshalb davon ausgehen, dass uns die gesellschaftlichen Auswirkungen der Krise auch in Zukunft stark beschäftigen werden. 4 Martin Rabanus Gerade in Zeiten der Krise kommt der gezielten Stärkung der Jugend- und Erwachsenenbildung eine besonders wichtige Rolle zu: Sie kann breite Gesellschaftsschichten erreichen und mit ihrem vielfältigen Angebot kontextspezi- ﬁ sch auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen. Das Ins- titut hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass es Lernange- bote ﬂ exibel und schnell an die veränderten Gegebenheiten anpassen kann. Ohne den außerordentlichen Einsatz und Innovationsgeist der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unseres weltweiten Partnernetzwerks wäre dies nicht möglich gewesen. Und dafür möchte ich an dieser Stelle allen von ganzem Herzen danken! Die Folgen der Corona-Krise werden unsere Arbeit in den nächsten Jahren maßgeblich beeinﬂ ussen und verändern. Als weltweit aktiver Verband verfügen wir über attraktive Strukturen für Innovation, Wissenstransfer und Kooperatio- nen im In- und Ausland, um diese Aufgabe gut meistern zu können. Denn wir wollen auch zukünftig Menschen unabhängig von ihrem Wohnort das Recht auf Bildung ein Leben lang ermöglichen. Ich lade Sie herzlich ein, sich auf den folgenden Seiten einen Überblick über die Arbeit von DVV International im zurückliegenden Jahr zu verschaffen. Viel Freude beim Lesen! Martin Rabanus Vorsitzender des Deutschen Volkshochschul-Verbandes e. V.

Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, wir blicken zurück auf ein für die Menschen aus aller Welt herausforderndes und schwieriges Jahr, das von der Corona-Krise dominiert wurde. Die Pandemie hatte auch massive Auswirkungen auf die Arbeit des Instituts in seinen über 30 Partnerländern rund um den Globus. Besonders betroffen sind benachteiligte und bildungsferne Bevölkerungsgruppen, die traditionell im Fokus der Arbeit von DVV International stehen. Als Reaktion auf die Pandemie haben wir viele unserer Erwachsenenbildungsprojekte in sehr kurzer Zeit und in Absprache mit unseren Geldgebern umgeplant. Dies umfasste nicht nur die Digitalisierung von Maßnahmen, um Aktivitäten fortsetzen zu können, sondern beinhaltete beispielsweise auch die Verstärkung von einkommens- schaffenden Maßnahmen in Lernzentren, Aufklärungskam- pagnen und weitere Austauschmaßnahmen zum Umgang mit dem Virus. Die Corona-Krise hat auch positive Lern- effekte für das Institut mit sich gebracht. Aufgrund des Digitalisierungsschubs konnten wir deutlich mehr Personen mit unseren Maßnahmen erreichen sowie neue virtuelle Formate und Instrumente entwickeln, die nach der Pande- mie weiter genutzt werden können. Insgesamt bleibt die Erkenntnis, dass insbesondere non-formale Bildungsmaß- nahmen aufgrund ihrer Flexibilität und Nachfrageorientie- rung höchst relevant im Kontext von Konﬂ ikten und Krisen sind. Den Auswirkungen der Corona-Krise haben wir aufgrund ihrer besonderen Bedeutung in diesem Jahr einen gesonderten Berichtsteil gewidmet. Wir stellen Ihnen im Jahresbericht weiterhin ausgewählte Projekte vor, um konkrete Einblicke in unsere facetten- reichen Aktivitäten und unser weltweites Engagement in der Jugend- und Erwachsenenbildung zu geben. VORWORT Christoph Jost Unter anderem berichten wir über Fortschritte im Rahmen unseres neuen Afrikavorhabens, die Arbeit in Gemeinde- lernzentren in Kambodscha, digitale Maßnahmen in Afghanistan sowie die Gefängnisbildung in Zentralasien und den Östlichen Nachbarn. Der dritte Teil des Jahresberichts fokussiert auf die strate- gische Arbeit des Instituts, in dessen Rahmen wir spezielle Expertisen und Instrumente an der Schnittstelle von Erwach- senenbildung und Entwicklung konzipieren, uns am globalen Politikdialog beteiligen und Anwaltschaft für unser Wirkungs- feld übernehmen. Wir informieren über neue Materialien und Handreichungen sowie das globale Lernen an deut- schen Volkshochschulen. Zudem geben wir Einblicke in die Vorbereitung der nächsten UN-Konferenz zur Erwach- senenbildung (CONFINTEA) sowie in global angelegte Initiativen, die als Grundlage für die weitere Lobbyarbeit und Positionierung des Instituts und unseres weltweiten Fachnetzwerks dienen. In diesem Jahr möchte ich neben dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und unseren weiteren Geldgebern ausdrücklich allen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern im In- und Ausland für ihr außerordentliches Engagement im abgelaufenen Jahr danken. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, die Jugend- und Erwachsenenbildung nachhaltig zu stärken, um den Menschen bessere Zukunftsperspektiven zu eröffnen, in Zeiten der Krise und danach. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Christoph Jost Leiter DVV International DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 5

ERWACHSENENBILDUNG IN ZEITEN VON COVID-19 Erwachsenenbildung und Corona: Chancen und Herausforderungen Die Corona-Krise erschwert die Umsetzung des Menschen- rechts auf Bildung, da zahlreiche Einrichtungen geschlos- sen sind und Lernpfade unterbrochen werden. Viele Bil- dungsmaßnahmen lassen sich nicht in bewährter Form fortsetzen. Vulnerable Jugendliche und Erwachsene, die die Hauptzielgruppe der Arbeit von DVV International aus- machen, sind besonders betroffen. Denn sie leiden in Zeiten der Pandemie aufgrund ihrer prekären Lebensumstände nicht nur unter Unsicherheit und Ängsten, Einkommens- ausfällen und Isolation. Sie drohen auch im Bildungsbereich weiter abgehängt zu werden. Die Träger der Erwachsenenbildung stehen im Kontext von Corona vor mehrfachen Herausforderungen. Einerseits sind viele Organisationen und ihre Mitarbeitenden in ihrer Existenz bedroht. Andererseits geht es darum, die Potenziale der Erwachsenenbildung zur Krisenbewältigung bestmöglich zu nutzen, um die Menschen mit maßgeschneiderten Ange- boten zu unterstützen und sie aktiv einzubinden. Der Erwach- senenbildung kommt dabei zugute, dass sie in Ausnahme- situationen wie der Corona-Pandemie durch ihre bedarfs- und handlungsorientierten, ﬂ exiblen und auf Veränderung hin ausgerichteten Angebote besonders hilfreich ist. DVV International reagiert DVV International hat in Reaktion auf den Ausbruch der Pandemie Position für die Belange des Erwachsenenbil- dungssektors bezogen. In der Zentrale wurde eine „Covid- 19 Response“ erarbeitet und über die Auslandsstrukturen und Netzwerke in mehreren Sprachen verbreitet. Ein Pod- cast mit Erfahrungsberichten von Expertinnen und Experten verschiedener Länder wurde produziert und medial verbreitet. In Bezug auf die zahlreichen Projekte des Instituts wurden in allen Partnerländern systematische Erhebungen vorge- nommen, da viele ursprünglich vorgesehene Umsetzungs- mechanismen nicht mehr möglich waren. Viele Aktivitäten wurden nun auch so geplant, dass sie Beiträge zur Krisen- bewältigung leisten. Präsenzveranstaltungen wurden in den digitalen Raum verschoben, um Weiterbildungs- und Austauschmaßnahmen möglichst nahtlos fortzusetzen. Lern- und Gemeindezentren initiierten Maßnahmen der Aufklärungsarbeit zur Wirkungsweise des Virus und präven- tiven Gesundheit. Qualiﬁ zierungen eröffneten den Menschen neue Möglichkeiten zum Einkommenserwerb, die im direkten Zusammengang mit dem Virus stehen, wie beispiels- weise die Unterstützung lokaler Produktion von Masken, Schutzkleidung und Hygieneartikeln. Die Entwicklung von Selbstlernkursen und digital gestützten Instrumenten für die Erwachsenenbildung wurde intensiviert, um Kursteil- nehmende und Partnerorganisationen zu stärken. Neue digitale Bildungsrealitäten gestalten Die weltweit enorm gestiegene Nachfrage nach digitalen Lernangeboten stellt die Strukturen der Erwachsenenbildung vor große Herausforderungen. Neben technischen Schwie- rigkeiten zeigen sich hier vor allem Deﬁ zite im Bereich der digitalen Didaktik. Es geht darum, Mindeststandards bezüglich Teilnehmendenorientierung, aktiver Beteiligung und lernerzentriertem Angebot mit neuen Mitteln umzuset- zen. Daraus ergeben sich neue konzeptionelle Anforderun- gen, aber auch erhebliche Fortbildungsbedarfe für die in der Erwachsenenbildung tätigen Lehrkräfte sowie Trainer- innen und Trainer. Zudem gilt es, einer zunehmenden digita- len Spaltung entgegenzuwirken. In ländlichen Räumen und ärmeren Landesteilen ist nicht selten gar keine oder nur unzureichende Netzabdeckung verfügbar. Es sind zu wenige Endgeräte für digitale Lern- und Austauschformate vorhanden, und Zugangskosten sind oft prohibitiv hoch. Schließlich müssen die Menschen in der ordnungsgemäßen Nutzung der Geräte geschult werden, auch was das Filtern von qualitativ hochwertigen Nachrichten und objektiven Informationen anbelangt. Neue Chancen für die Erwachsenenbildung Die im Zuge der Corona-Krise massiv zunehmende Digitali- sierung bringt jedoch auch neue Erkenntnisse mit sich und eröffnet den Zugang zu neuen Zielgruppen. So können über digitale Angebote deutlich mehr Menschen zu geringen Kosten erreicht werden. Wenn technische und sprachliche Voraussetzungen gegeben und ein Mindestmaß an digitalen Kompetenzen vorhanden sind, können Maßnahmen länder- übergreifend konzipiert und durchgeführt werden. Im Augenblick ist unklar, wie die Erwachsenenbildung aus der Corona-Krise hervorgehen wird. Es wird aber bereits jetzt deutlich, dass neue Dynamiken in Richtung digitalem Lernen und kritischer Mediennutzung entstehen. Das macht durchaus Hoffnung, dass dem Potenzial der Erwachsenen- bildung mehr Aufmerksamkeit zukommt und sie in verän- derter Form gestärkt aus der Krise geht. Wichtig bleibt dabei, Spaltungen in den Gesellschaften entgegenzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass alle Bevölkerungsgruppen ihre Bildungsbedürfnisse befriedigen können. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 7

ERWACHSENENBILDUNG IN ZEITEN VON COVID-19 Reaktionen aus unseren Partnerländern Lateinamerika Armenien Die Auswirkungen der Pandemie treffen Lateinamerika besonders hart, vor allem die Wirtschaft und den Bildungsbereich. Bildungseinrichtungen sind vielerorts seit März 2020 geschlossen. Bildung auf „Distanz“ setzt jedoch den Zugang zu Internet, Laptops oder PCs vo- raus. Für sozial Benachteiligte, Menschen auf dem Land, Indigene oder Afrolateinamerikanerinnen und -amerikaner heißt dies: Bildung ﬁ ndet nicht mehr statt. Doch: „Erwachsenenbildung ist wichtig. Sie eröffnet Menschen, egal wie alt sie sind, Möglichkeiten zu lernen und weiter zu kommen.“ So lautet die Botschaft von Idalia, einer indigenen Frau aus dem Hochland Südkolumbiens. Ihren oft steinigen Bildungsweg kennen inzwischen auch Menschen aus Ecuador oder Peru. Denn er ist Teil des Radioprogramms „Entgegen aller Widrigkeiten“, in dem Erwachsenenbildende und Studierende lokaler Bildungs- zentren selbst zu Wort kommen. Sie berichten über ihre Motivation, Probleme und Lessons Learnt. Ihre Beiträge erreichen Menschen „ofﬂ ine“ und verschaffen Anliegen einer Jugend- und Erwachsenenbildung zugleich auch öffentlich Gehör. Im März 2020 wurde in Armenien aufgrund der Covid-19-Pandemie der Ausnahmezustand verhängt. In den folgenden Monaten wurden Bildungsaktivitäten im Klassenzimmer untersagt. Während Schulen und Univer- sitäten in gewissem Umfang zu Onlineformaten übergin- gen, litt die Erwachsenenbildung vor allem unter dem Mangel an entsprechenden Kompetenzen der Trainerin- nen und Trainer. Als Reaktion darauf entwickelte und implementierte DVV International Armenien ein viermonatiges Programm zum Aufbau von Kapazitäten, das sich an Trainerinnen und Trainer von Partner-Erwachsenenbildungszentren richtete. Durch Trainings, Mentorenschaften und Follow-up-Akti- vitäten wurden die Werkzeuge und Technologien, die zur Anpassung an die neue Situation benötigt werden, ein- geführt. Die Schulungsthemen umfassten Informationen über Bildungsplattformen, gemischte Lehr- und Lern- modelle und die Struktur von Blended-Learning-Kursen. Am Ende des Programms wurden zahlreiche Kurse, neue Lehrmaterialien und Videos entwickelt und den Begünstigten zur Verfügung gestellt. 8

ERWACHSENENBILDUNG IN ZEITEN VON COVID-19 Naher Osten Naher Osten Äthiopien Mitte März 2020 wurde in Jordanien und Palästina eine Notlage wegen der Corona-Pandemie ausgerufen und ein harter Lockdown verhängt. Jegliche Aktivitäten im öffentlichen Raum wurden untersagt. Die Wohnungen durften ausschließlich zum Einkaufen von Lebensmitteln verlassen werden. Als Reaktion auf die Krise haben die Büros von DVV International in Jordanien und Palästina intensive Konsul- tationen mit allen Partnereinrichtungen gestartet, um die Arbeit auf Onlineformate umzustellen. Eine regionale Arbeitsgruppe hat die Umsetzung der digitalen Instru- mente für die Projektarbeit ständig verfolgt und der Lage angepasst. Bei der Implementierung von Onlineangeboten kamen vor allem einfachere Instrumente wie Whatsapp zum Einsatz, die eine schnelle Übertragung von Dateien und Audiobotschaften er- möglichen – sie werden in der Region vorrangig für das Onlinelernen genutzt. über Smartphones Auf regionaler Ebene haben DVV International und sein Partner Arab House for Adult Education and Development (AHAED) in Zusammenarbeit mit arabischen Bildungs- netzwerken eine Reihe von Web-Seminaren zu unter- schiedlichen Themen der Erwachsenenbildung wie Ver- änderungen in der kulturellen Bildung nach Corona oder Bildung für Frauen in Krisenzeiten organisiert. Ebenso wie alle anderen Länder der Welt ist Äthiopien mit seinen mehr als 110 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern vom Covid-19-Virus betroffen. Neben den staatlichen Informationsangeboten haben die lokalen Erwachsenenbildungszentren (Community Learning Centres – CLC), die von DVV International in Zusammen- arbeit mit der Regierung in fünf der zwölf äthiopischen Regionalstaaten pilotiert wurden, eine eigenständige aktive Aufklärungsarbeit geleistet. Im Rahmen ihrer ver- schiedenen Bildungsangebote informierten sie die Kurs- teilnehmenden über den sicheren Gebrauch von Gesichtsmasken und Desinfektionsmitteln sowie über richtiges und regelmäßiges Händewaschen. Da sich Covid-19 auch auf die Erwerbsmöglichkeiten der Menschen auswirkte und die Schulungen großer Gruppen in den CLCs nicht wie gewohnt fortgesetzt werden konnten, initiierte DVV International gemeinsam mit dem Bildungsministerium eine Sendereihe im Radio. Damit wird der überwiegend im ländlichen Raum lebenden Ziel- gruppe der Bildungszentren ein virtuelles Training zum Erlangen unternehmerischer Kompetenzen zur Verfügung gestellt. Die 20 Folgen des Radiotrainings umfassen alle Themen, die mit der Gründung und dem Aufbau einer lokalen Geschäftstätigkeit zusammenhängen. Unsere Reaktion auf die Corona-Pandemie Die „Covid-19 Response“, weitere Beispiele aus unseren Partnerländern und den Video-Podcast ﬁ nden Sie auf unserer Webseite: www.dvv-international.de/unsere-arbeit/reaktion-auf-corona-pandemie DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 9

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Erwachsenenbildung in Afrika: Mit einem syste- mischen Ansatz hin zu einem breiteren Angebot, verbesserter Qualität und Nachhaltigkeit Warum haben Menschen in Afrika, die keinen Zugang zu Bildung haben oder früh aus dem Bildungssystemen herausgefallen sind, immer noch so wenig Möglichkei- ten, nachholend Wissen zu erwerben und sich weiter- zubilden? Das betrifft in einigen Ländern des Kontinents immerhin die Mehrheit der produktiven Bevölkerung. Eine kritische Reﬂ exion über die Gründe dafür veran- lasste DVV International und seine Partner, Wege zu erforschen, die dringend benötigten Dienstleistungen bereitzustellen. Ergebnis dieser Auseinandersetzung ist eine neue Strategie für die Arbeit in den afrikanischen Projektregionen. Im vergangenen Jahr wurde mit ihrer Umsetzung begonnen. Ein systemischer Ansatz für optimierte Dienstleistungen In Ostafrika ﬁ ng es an: In Äthiopien und Uganda entwi- ckelten und erprobten DVV International und seine Partner einen Ansatz, der alle Regierungsebenen und mit der Erwachsenenbildung verbundenen Sektoren sowie weitere Interessensgruppen einbezieht. Der daraus entstandene Erwachsenenbildungsansatz ALESBA (Adult Learning and Education Systems Building Approach) ermöglicht den Aufbau nachhaltiger Erwachsenenbildungssysteme gemeinsam mit staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren, um Erwachsenenbildungsangebote im Einklang mit den Bedürfnissen und Interessen der Lernenden zu verbessern. ALESBA ermöglicht es, alle wesentlichen Komponenten eines Systems zu erfassen, zu bearbeiten und auch den Fortschritt bei der Entstehung bzw. Weiterentwicklung von Erwachsenenbildungssystemen systematisch zu messen. Förderliches Umfeld Institutionelle Strukturen Nationale Ebene Regionale/ Provinz-Ebene Distrikt-Ebene Kommunale Ebene Technische Prozesse Management- prozesse Auf diese Weise befördert DVV International in seinen Projektländern den Zugang zu qualitativ hochwertigen Möglichkeiten des Lebenslangen Lernens für immer mehr Menschen. Zudem werden Akteure auf allen Ebenen unterstützt, nötige methodische Instrumente in der Praxis anzuwenden und damit multiplizierbare, lokale und nachhaltige soziale Strukturen, wie beispiels- weise kommunale Lernzentren, zu schaffen. Eine digitale Plattform zur Vernetzung afrikanischer Akteure der Erwachsenenbildung DVV International hat die Pandemie dafür genutzt, Hand- bücher zur Anwendung des neuen systematischen Ansat- zes zu erstellen. Denn so groß das Potenzial von ALESBA auch ist, die kontinuierliche Entwicklung von Kapazitäten bleibt eine Herausforderung für DVV International und seine staatlichen und nichtstaatlichen Partner. Als Antwort hat das Institut eine kontinentale digitale Plattform namens MOJA – Adult Education Africa etabliert. Mehrsprachig und inter- aktiv wird sie mit Handreichungen, Lernmodulen und Webi- naren dem Weiterbildungsbedarf von Fachkräften für das Management von Erwachsenenbildungseinrichtungen, aber auch für die konkrete Praxis mit den Lernenden vor Ort entsprechen. Die Plattform fördert darüber hinaus den inhaltlichen Austausch zwischen Fachkräften aus der Praxis und bezieht nationale und internationale Beratungs- instanzen aus Wissenschaft und Fachorganisationen ein. MOJA wird nach intensiver Vorbereitung im ersten Halbjahr 2021 unter www.mojaafrica.net online gehen. Am Ende dieser ersten Umsetzungsphase der neuen Afrika- strategie lässt sich festhalten: Trotz der weltweiten Pande- mie und trotz der politischen und zum Teil auch mit Gewalt ausgetragenen Konﬂ ikte in einigen Ländern des Kontinents haben die Vernetzungsprozesse und das Lernen voneinan- der zwischen Partnerländern, Partnerorganisationen und DVV International Fortschritte gemacht. Über die Sektorgrenzen hinausdenken – Effekte multiplizieren Eine gebildete Bevölkerung ist die Voraussetzung für das Gelingen vieler Programme von Regierungen, zivilgesell- schaftlichen Initiativen und Entwicklungsorganisationen und für die Nachhaltigkeit der erarbeiteten Erfolge. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 11

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Erwachsenenbildung trägt dazu bei, Grundbildungslücken zu schließen, Anschluss an die sich auch in Afrika immer mehr digitalisierende Welt zu ﬁ nden, sich mit verbesserten beruﬂ ichen Fertigkeiten und betriebswirtschaftlichem Wissen in die Arbeitswelt zu integrieren und eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Gemeinwesen zu spielen. Die Kooperationen von DVV International und seinen Partnern in Afrika bewegen sich daher über das klassische Feld der Bildung hinaus auch in den Bereichen Dezentralisierung, Gemeinwesenentwick- lung, Wirtschafts- und Beschäftigungförderung, Landwirt- schaft und Ressourcenschutz, Konﬂ iktprävention, Frieden und Versöhnung sowie Geschlechtergerechtigkeit. Dank solcher Kooperationen konnten die Wirkungen der im Rahmen der Sozialstrukturförderung des Bundesministe- riums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) geleisteten Arbeit multipliziert werden. Erfolgreiche Projekte integrierter Erwachsenenbildung haben beispielsweise gezeigt, wie nachholende Grundbildung mit dem Erwerb von landwirt- schaftlichem Know-how verknüpft und Ernährungssicherheit gewährleistet sowie Einkommen gesichert werden kann. Unter dem Dach der Sonderinitiative des BMZ „Eine Welt ohne Hunger“ (SEWOH) konnte so ein Projekt in Äthiopien erfolgreich abgeschlossen und in Mali ein Projekt im Rahmen des „Globalvorhabens Grüne Innovationszentren“ mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fortgesetzt werden. In Malawi wurde ebenfalls mit der GIZ ein Projekt zu Unternehmensgründung und Beschäfti- gungsförderung begonnen. In Äthiopien und in Marokko konnten Projekte mit Geﬂ üchteten und Kommunen, in denen sie dauerhaft oder auf Zeit lebten bzw. leben, zur Organi- sation des Zusammenlebens und zur Sicherung des sozi- alen Friedens beitragen. Kommunen in Tunesien wollen – diese Erkenntnisse und Lernerfahrungen nutzend – auf den (Weiter)bildungsbedarf von Migrantinnen und Migranten reagieren. Auf Makroebene haben die Bemühungen von DVV Interna- tional und seinen Partnern dazu geführt, dass in Uganda (teilweise mit EU-Mitteln) der bereits erfolgreich angelaufene systemische Ansatz auf weitere Distrikte ausgeweitet wurde, 12 die Regierung in Malawi eine neue nationale Erwachsenen- bildungspolicy ratiﬁ ziert hat und im äthiopischen Bildungs- ministerium ein Staatsminister eigens für Erwachsenen- bildung eingeführt wurde. Auch die Managementkompetenzen beteiligter staatlicher und nichtstaatlicher Partnerorganisationen konnten durch den Systembildungsansatz gestärkt werden. Sie professio- nalisieren sich durch die Realisierung konkreter Projekte und den fachlichen Austausch mit anderen Organisationen und steigern damit ihre Chancen, Mittel aus verschiedenen Bereichen zu akquirieren und erfolgreich einzusetzen. DVV International erweitert sein Engagement auf dem afrikanischen Kontinent Im Jahr 2020 hat DVV International seine Arbeit in zwei weiteren afrikanischen Ländern aufgenommen. In Tansania wurde mit dem kontinuierlichen Ausbau der Infrastruktur für das von Äthiopien übersiedelnde Regionalbüro begonnen. Unterstützt wird der Ansatz zum Aufbau eines Erwachse- nenbildungssystems in dem Land vom tansanischen Minis- terium für Bildung, Wissenschaft und Technologie. Erste Veranstaltungen machten das Projekt in der Erwachsenen- bildungsszene sowie über die Medien auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Projekteröffnung in Tansania mit dem Staatssekretär des Fachministeriums und der deutschen Botschafterin

In Togo konnte DVV International im vergangenen Jahr ein Länderbüro eröffnen. Eine umfassende Analyse des Ist-Zustands des Erwachsenenbildungssystems hat über die Sektoren hinweg in allen Regionen Togos begonnen und wird die Grundlage für detaillierte Aktionspläne in 2021 schaffen. Projekteröffnung mit einer sektor- und regionenübergreifenden Studie in Togo Beide Länder sind in den Fachverbund von DVV International und seinen Partnerorganisationen eingebunden. Dazu gehört das westafrikanische Erwachsenenbildungsnetzwerk PAMOJA, das aus 13 nationalen Netzwerken besteht und einen länderübergreifenden Austausch ermöglicht. Alle Netz- werke werden selbstverständlich die digitale Plattform MOJA nutzen können, den Katalysator bei der weiteren Vernet- zung von Fachkräften und Organisationen der Erwachse- nenbildung. Über die PAMOJA-Mitgliedschaft des marok- kanischen Netzwerks REMADAV wird über die Regionen hinweg auch eine Brücke in den Maghreb geschlagen. Dort hat sich zuletzt auch der Austausch mit der Region des Nahen Ostens verstärkt und zu gemeinsamen praktischen Aktivitäten geführt. ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Arbeitsschwerpunkte in 2020 Nordafrika Gemeinsam mit staatlichen Partnern wurden neue Koope- rationen initiiert, die besonders benachteiligte Zielgruppen einbinden konnten, darunter Migrantinnen und Migran- ten in tunesischen Kommunen. Gefangene in Marokko bekamen über neu installierte digitale Kanäle Zugang zu Weiterbildungsmöglichkeiten. Darüber hinaus wurde – nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Vorbereitung der für 2022 in Marokko geplanten Weltkonferenz zur Erwach- senenbildung (CONFINTEA) – die regionale Vernetzung gefördert. Ostafrika Im Zuge der laufenden Policy- und Strategieberatung wurde mit der Regierung in Äthiopien vereinbart, exem- plarisch an der Weiterführung des systemischen Ansatzes in zwei weiteren Regionalstaaten zu arbeiten. In Uganda wurde währenddessen die breitere Anwendung des inte- grierten Ansatzes mit Schwerpunkt auf die Schaffung von Einkommen und landwirtschaftliche Entwicklung vorangetrieben. Darüber hinaus wurde das Projekt in Tansania ofﬁ ziell eröffnet und erste Aktivitäten sowie der Aufbau des Regionalbüros konnten eingeleitet werden. Südliches Afrika In Malawi, Mosambik und Südafrika fanden ebenfalls Policy- und Strategieberatung mit den Regierungen statt. Zudem wurden die Kapazitäten von lokalen staatli- chen und nichtstaatlichen Instanzen der Erwachsenen- bildung gestärkt. Dabei stand vor allem in Südafrika die Stärkung der non-formalen Erwachsenenbildung in den existierenden kommunalen Bildungszentren im Fokus der Aktivitäten. Westafrika Mit der Verstärkung der auf Dauer angelegten personellen Präsenz konnte die Arbeit mit Kommunen in Zentral- und Nordmali stabilisiert werden. Um auf der Grundlage praktischer Erfahrungen der vergangenen Jahre syste- matische und sektorübergreifende Kooperationen zu etablieren und zu einem kohärenten System weiterzuent- wickeln, wurden staatliche und nichtstaatliche Partner mobilisiert, was auch den Einstieg im neuen Partnerland Togo geprägt hat. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 13

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Freiwilligeneinsatz in Community Learning Centres in Kambodscha Durch Freiwilligeneinsätze haben DVV International und das kambodschanische Bildungsministerium Community Learning Centres zusätzliches Know-how zur Verfügung gestellt und jungen Schulabgängerinnen und -abgängern neue Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt. Wer in südostasiatischen Ländern über Erwachsenenbildung spricht, der kommt am Begriff der non-formalen Bildung nicht vorbei. Neben Erwachsenen besteht die Zielgruppe non-formaler Bildung in Ländern wie Thailand, Laos oder Kambodscha auch aus vielen Jugendlichen, die früh aus dem formalen Bildungssystem herausgefallen sind oder nie in dieses hineingefunden haben. Für die Bereitstellung der Bildungsangebote auf Dorfebene sind dabei die soge- nannten Community Learning Centres (CLC) zuständig. Wegen der schwachen ﬁ nanziellen, personellen und materi- ellen Ausstattung des non-formalen Bildungssektors können diese Angebote aber nicht immer gewährleistet werden. Städterinnen und Städter als Freiwillige in ländlichen Gebieten In einem Pilotprojekt mit den Abteilungen für non-formale Bildung und für Jugend des kambodschanischen Minis- teriums für Bildung, Jugend und Sport (MoEYS) begann DVV International 2020, den CLCs in ausgewählten Provin- zen durch Freiwilligeneinsätze zusätzliches Know-how zur Verfügung zu stellen und jungen Schulabgängerinnen und -abgängern insbesondere aus großen Städten gleichzeitig die Möglichkeit zu eröffnen, neue Erfahrungen machen zu können. Zusammen entwickelten sie die Idee, Jugendlichen auch Einsätze in ländlichen und entlegenen Gegenden – und nicht wie bislang in der näheren, urbanen Umgebung – zu ermöglichen. Gleichzeitig konnte zumindest temporär Abhilfe in Bezug auf die geringe Personalausstattung der CLCs vor Ort geleistet werden. Für 15 Tage wurden 20 motivierte Schulabsolventinnen und -absolventen in zehn CLCs verschiedener Provinzen geschickt. Gewinnbringender Erfahrungsaustausch für beide Seiten Vor dem Freiwilligeneinsatz schulten Trainerinnen und Trainer von DVV International die Jugendlichen in Soft Skills wie Kommunikation, Teamwork und Konﬂ iktlösungsstrategien 14 Freiwillige mit Dorfbewohnerinnen und -bewohnern bei der Vorbereitung eines buddhistischen Dorffests im CLC Palhal in der Provinz Preah Vihear. Dabei sollten Einnahmen zum Bau einer Toilette für das CLC erzielt werden für ihre Zeit in den Dörfern. Die Betreuung der Freiwilligen vor Ort wurde dann von den Verantwortlichen der jeweiligen CLCs übernommen. Die im Vergleich zu den Dorfbewoh- nerinnen und -bewohnern erheblich bessere Schulbildung der Jugendlichen und ihr bisher erworbenes Wissen erwiesen sich beim Unterrichten in den CLCs als äußerst gewinnbringend für die lokalen Gemeinschaften. Prak Toeurn, Manager eines CLCs in der Provinz Kampot, betonte: „Der Einsatz war für die Jugendlichen sehr nützlich, sie konnten viele Erfahrungen sammeln. Gleichzeitig konnte unser Dorf sehr von ihrem Aufenthalt proﬁ tieren.“ In Berei- chen wie dem Umgang mit Computern oder der Reparatur von Autos und Motorrädern, aber auch in der Grund- bildung ist das besonders deutlich geworden. So entwickelte sich dieses Pilotprojekt schnell zu einer Win-win-Situation für beide Seiten. DVV International und das MoEYS planen daher, das Freiwilligenprogramm in den kommenden Jahren auszuweiten, das non-formale Bildungssystem zu stärken und diesen Ansatz idealer- weise zu institutionalisieren.

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Dann beginne ich meinen Kurs. Die erste Aufgabe ist eine Übung: „Sprechen Sie Ihren Namen, erzählen Sie von sich und was Sie gerne machen. Drücken Sie jetzt die Aufnah- metaste.“ Nach der Aufnahme drücke ich auf „Wiedergabe“ und lache laut, meine eigene englische Stimme höre ich zum ersten Mal. Ich drücke „Absenden“. Eine neue Aufgabe erscheint: ein Quizz. Parallel erscheint das „Forum“ – hier ﬁ nde ich die anderen Kursteilnehmenden. Am nächsten Mittag habe ich eine Rückmeldung zu meiner Übung erhalten. „Great Job“ steht da. Ich hätte ruhig noch etwas mehr erzählen können, dann folgen Hinweise zu meiner Aussprache: „taste“ (englisch für: „Geschmack“) spricht sich „'teɪst“ nicht „test“. Ich höre mir die mitgesen- dete Sprachnachricht an – 'teɪst. Jetzt bekomme ich auch Hunger, ich treffe mich mit jemandem aus dem Kurs, dieses Mal „in real“. Online in Kabul Seit 2005 ist DVV International in enger Zusammenarbeit mit dem afghanischen Erwachsenenbildungsverband ANAFAE in Afghanistan tätig. Die Digitalisierung der Erwachsenenbildung hat in den vergangenen Jahren – in 2020 ganz besonders aufgrund der Corona-Pan- demie – an Fahrt aufgenommen. Dieser Bericht eines Lernenden gibt Einblicke in die digitale Lernsituation vor Ort. Beim Betreten des ANAFAE Bildungszentrums in Kabul, das sich „x-pert“ nennt, begrüßt mich ein freundlicher junger Mann und fragt nach meinem Anliegen. Mein Englisch muss sich verbessern, dann steigen meine Chancen auf einen besseren Job. Nach kurzer Erklärung über die Angebote entschließe ich mich, den Einstufungstest gleich durchzu- führen. Ich habe Zeit mitgebracht. Der junge Mann drückt mir ein Tablet in die Hand, und ich setze mich in der Lobby auf einen bequemen Stuhl und lege los. Nach 45 Minuten zeigt das Ergebnis „B2“ an. Nun muss ich wählen: Möchte ich den Kurs traditionell in Präsenz belegen, selbstständig an meinem Laptop arbeiten oder will ich eine Mischung von beidem? Ich wähle komplett online, dann kann ich auch spät abends noch lernen. Gemeinsam mit dem Mann im Bildungszentrum schließe ich meine Registrierung ab und bezahle den Kurs. Auf dem Weg nach Hause leuchtet mein Display auf mit dem Zugang zur Onlinelernplattform. Dort ﬁ nde ich 30 weitere Kurse im gleichen Format, allem voran Englisch- sprach- und IT-Kurse, aber auch SIYB-Kurse (Start and Improve Your Business, zu Deutsch: Starte und verbessere dein Geschäft), zertiﬁ ziert durch die Internationale Arbeits- organisation ILO. Auf Facebook erfahre ich, dass ANAFAE die einzige Organisation in Afghanistan ist, die von der ILO als Ausbilder zertiﬁ ziert ist. Zu Hause logge ich mich in die Lernplattform ein. Ich werde freundlich begrüßt und erhalte einen Überblick über die Aufgaben. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 15 15

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Wie sich DVV International in der Gefängnisbildung engagiert Jeder Mensch hat das Recht auf Bildung, unabhängig von seiner Herkunft, Religion oder Vergangenheit. Jedoch wird dieses Menschenrecht für Strafgefangene und Haftentlassene vielerorts missachtet. DVV International hat sich in den vergangenen Jahren in zahlreichen seiner Projektländer dafür eingesetzt, auch in Gefängnissen Bildung zugänglich zu machen. Neben der Implementierung von Projekten ist es dem Institut gelungen, ein Netzwerk zur Stärkung der in dem Feld tätigen Akteure aufzubauen. I. Gefängnisbildung in den Ländern der Östlichen Nachbarn In Armenien, Belarus, der Republik Moldau und der Ukraine ermöglichen die Projekte von DVV International Strafgefangenen und Haftentlassenen den Zugang zu Bildung. 2020 endete das mehrjährige Projekt „Aktiv für Bildung im Gefängnis“. In den Ländern der Östlichen Partnerschaft gibt es nur ein schwach ausgeprägtes Bewusstsein für Rechte von Strafgefangenen und Haftentlassenen. Die Einhaltung der Menschenrechte bleibt in Gefängnissen vieler postsowjeti- scher Länder eines der Hauptprobleme im Strafvollzug. Grund dafür ist, dass kaum effektive Mechanismen der gesellschaftlichen Kontrolle bestehen und die Resoziali- sierung nicht als Hauptziel des Justizvollzugssystems betrachtet wird. Dementsprechend wenig Bedeutung erfahren Bildungsangebote in Gefängnissen. Ausbildung in der Polstermöbelherstellung in der Ukraine DVV International arbeitet daher mit Unterstützung des Auswärtigen Amts, des Bundesministeriums für wirtschaft- liche Zusammenarbeit (BMZ) und der EU seit mehreren Jahren in Armenien, Belarus, der Republik Moldau und der Ukraine daran, den Zugang zu Bildung für Menschen im Strafvollzug zu verbessern. Das vom Auswärtigen Amt geförderte Projekt „Aktiv für Bildung im Gefängnis“, das erstmalig 2018 durchgeführt wurde und dann in den beiden folgenden Jahren seine Fortführung fand, hatte zum Ziel, die Kapazitäten von zivil- gesellschaftlichen Akteuren, die mit Strafgefangenen und Haftentlassenen zusammenarbeiten, und ihre länderüber- greifende Vernetzung zu stärken. Mit fünf zivilgesellschaftlichen Organisationen kooperierte DVV International während der Projektlaufzeit. Ziel war es, die Organisationen darin zu stärken, Bildungsmöglichkeiten für Strafgefangene und Haftentlassene zu verbessern und durch Informations- und Advocacy-Kampagnen verschiedene Ebenen der Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. Die zivilgesellschaftlichen Akteure erhielten die Möglichkeit, Miniprojekte in Gefängnissen zu konzipieren und durchzu- führen. Insgesamt wurden 24 Bildungsprogramme vor allem zur beruﬂ ichen Weiterbildung (Frisör/in, Bauhandwerk, Möbelschreinerei, Lederverarbeitung etc.) und „life skills“ pilotiert. Mehr als 450 Strafgefangene und Haftentlassene haben so Kompetenzen entwickelt, die ihnen eine Teilhabe am wirtschaftlichen und sozialen Leben ermöglichen. 16

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Ausbildung zum Friseur in Belarus Eine Studienreise für 18 zivilgesellschaftliche Vertretende aller Miniprojekte nach Deutschland bot die Gelegenheit, sich mit Expertinnen und Experten aus anderen Ländern auszu- tauschen. Zudem wurden vier Länderstudien zur Situation der Bildung im Strafvollzug durchgeführt; die aufgedeckten Missstände wurden im Rahmen von Veranstaltungen mit staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren diskutiert. Obwohl das Projekt aufgrund fehlender Fördergelder nicht weitergeführt werden kann, bleibt das Engagement von DVV International für die Gefängnisbildung in allen beteiligten Ländern – insbesondere im Kontext des Prison Education Network – erhalten. Prison Education Network Im 2017 gegründeten „Prison Education Network“ sind über 30 zivilgesellschaftliche Akteure sowie einzelne Expertinnen und Experten aus neun Ländern (Armenien, Belarus, Deutschland, Georgien, Kirgistan, Republik Moldau, Tadschikistan, Ukraine und Usbekistan) zusammenge- schlossen. Die Mitglieder setzen sich in vielfältiger Weise für das Recht auf Bildung im Gefängnis ein, etwa für die Verbesserung rechtlicher Rahmenbedingungen, die Erhöhung der gesellschaftlichen Anerkennung und die Erweiterung des Zugangs zu Bildung für Strafgefangene. Die Gründung geht auf zwei von DVV International ver- anstaltete internationale Konferenzen in Kirgistan und Belarus zurück, wo sich zivilgesellschaftliche Organisa- tionen, Expertinnen und Experten für eine stärkere Ver- netzung aussprachen. Auf Initiative von DVV International Belarus fand die Gründungsversammlung des Netzwerks 2017 in Minsk statt. Webseite des Prison Education Networks: www.prison-off.com/?lang=en DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 Fortsetzung 17

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT II. Erwachsenenbildung in Haftanstalten Zentralasiens Außerdem soll ein günstigeres Lebensumfeld für (Ex-) Strafgefangene im Land geschaffen werden. Zu diesem Zweck hat das Projektteam in Zusammenarbeit mit zwei Gefängnissen Berufsbildungskurse sowie Workshops zur Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und unterneh- merischer Kompetenzen organisiert. Darüber hinaus wurden Beratungsangebote für ehemalige Strafgefangene einge- richtet, um deren soziale Wiedereingliederung zu fördern. Auf nationaler Ebene werden die Projektpartner einen Themenbericht über die Rechte ehemaliger Strafgefan- gener in Tadschikistan erarbeiten. Dieser wird in einen Parallelbericht eingehen, den lokale Expertinnen und Experten sowie zivilgesellschaftliche Akteure zum aktuellen Implementierungsstand der Empfehlungen des UN-Ausschusses für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte in Tadschikistan erstellen. Eine Ziel- setzung ist dabei, für die dauerhafte Institutionalisierung von Erwachsenenbildungsprogrammen als integralen Bestandteil des Strafvollzugssystems in Tadschikistan Lobbyarbeit zu leisten. Bereits seit mehr als 15 Jahren unterstützt DVV Inter- national die Verbesserung von Bildungsangeboten für Strafgefangene und Haftentlassene in Zentral- asien. 2020 startete das dritte Projekt zur Stärkung der Menschenrechte von (ehemaligen) Strafgefange- nen in Tadschikistan. Erstmals fand in der Region 2003 ein Projekt zur Förderung der Berufsbildung für Erwachsene im Strafvollzugssystem in Usbekistan statt. Auf dieser erfolgreichen Praxis konnten nachfolgende Projekte aufbauen. Die Umsetzungsstrategie wurde dahingehend weiterentwickelt, (ehemalige) Strafge- fangene durch Schulungsmaßnahmen zu fördern und die Kapazitäten von Partnerorganisationen zur Durchführung von Bildungsangeboten innerhalb und außerhalb des Ge- fängnisses aufzubauen. Dieser ganzheitliche Ansatz wurde in den Folgejahren auch in Kirgistan und Tadschikistan umgesetzt. In Tadschikistan startete mit Koﬁ nanzierung durch die EU und das BMZ im April 2020 das dritte Projekt in Folge. „Promoting Access to Social, Economic, and Cultural Rights to Prisoners and Ex-Prisoners“ (Förderung des Zugangs sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Rechte für Strafgefangene und Haftentlassene) zielt darauf ab, zwei lokale zivilgesellschaftliche Organisationen in Tadschikistan beim Ausbau ihrer Kapazitäten weiter zu stärken, um sowohl Strafgefangene als auch Haft- entlassene bei der Erzielung von Einkommen und der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu unterstützen. Berufsbildender Kurs mit einer Gruppe weiblicher Häftlinge in der Haftanstalt für Frauen in Nurek, Tadschikistan Zertiﬁ katsvergabe nach einem Konditorei-Kurs in der Haftanstalt für Frauen in Nurek, Tadschikistan 18

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Evaluierung zu lateinamerikanischen Bildungsnetzwerken – Lessons Learnt Die Zusammenarbeit von DVV International mit latein- amerikanischen Bildungsnetzwerken war Gegenstand einer Evaluierung im Jahr 2020. Das Institut hat daraus zahlreiche Erkenntnisse ziehen können. Deutlich wurde insbesondere, dass regionale Bildungsnetzwerke wichtige strategische Partner einer sozial und nach- haltig orientierten Jugend- und Erwachsenenbildung darstellen. Regionale Bildungsnetzwerke stärken die Jugend- und Erwachsenenbildung in Lateinamerika vor allem auf bildungs- politischer und struktureller Ebene. Aktuell in sechs Ländern Lateinamerikas und der Karibik tätig, arbeitet DVV Interna- tional mit drei lateinamerikanischen Netzwerken zusammen, die über lokale Mitgliedsorganisationen in fast allen Ländern der Region vor Ort aktiv sind. Alle drei Netzwerke engagieren sich für das Thema Bildung und streben vor allem danach, benachteiligte Bevölkerungsgruppen in ihrem Recht auf Bildung und Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben zu unterstützen. Regionale Zusammenarbeit effektiv gestalten Die Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Bildungs- netzwerken trägt dazu bei, den Wirkungsgrad der Projekt- arbeit von DVV International zu erweitern, und unterstützt Prozesse bildungspolitischer Einﬂ ussnahme auf der soge- nannten Makroebene, im Dialog mit nationalen Regierungen sowie auf internationaler Ebene. In früheren Jahren arbeitete DVV International eher separat mit einzelnen Bildungs- netzwerken zusammen, seit 2019 sind diese Kooperatio- nen unter „einem Dach“ zusammengefasst und als eigen- ständiges Regionalprojekt neu aufgestellt. Dies erfolgte mit dem Ziel, vorhandene Potenziale zu bündeln sowie Synergien zu schaffen oder zu stärken. Die zentrale Fragestellung der im Herbst/Winter 2020 in Lateinamerika durchgeführten Evaluierung betraf die Zusam- menarbeit mit den Bildungsnetzwerken und wie diese effek- tiver und efﬁ zienter gestaltet werden kann. Die Evaluation bezog sich auf die Zeiträume 2016 bis 2020. Unsere lateinamerikanischen Partnernetzwerke Der Rat für Volksbildung von Lateinamerika und der Karibik (CEAAL) versteht sich als soziale Bewegung und ist der größte Zusammenschluss zivilgesellschaft- licher Organisationen einer „Bildung von unten“ in Lateinamerika und der Karibik. Ihm gehören insgesamt 195 Mitgliedsorganisationen aus 21 Ländern an. Die lateinamerikanische Kam- pagne für das Recht auf Bildung (CLADE) ist ein zivilgesellschaftliches Netzwerk sozialer Organisationen in 18 Ländern Lateinamerikas und der Karibik, das sich auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene für Lebenslanges Lernen und gute Bildung für Alle als Menschenrecht und Verantwortung des Staates engagiert. Im lateinamerikanischen Frauen- netzwerk REPEM haben sich über 60 Frauenorganisationen aus 20 Ländern zusammengeschlossen, um das Thema Bildung für Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt zu rücken und Frauen in allen gesell- schaftlichen Bereichen zu fördern. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 19

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Politische Wirkungskraft und Nachhaltigkeit der Netzwerke erhöhen Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Zielsetzungen der Netzwerke, wie z. B. den Beitrag der Erwachsenen- bildung zur Umsetzung der Agenda 2030 bekannter zu machen oder Erwachsenenbildung in (inter)nationalen Bildungspolitiken zu verankern, gut mit denen von DVV International und der deutschen Entwicklungszusammen- arbeit abgestimmt sind. Zugleich ist es den Netzwerken gelungen, die selbst gesteckten Ziele weitgehend zu errei- chen. Das Evaluatorenteam regt allerdings an, dass die ver- schiedenen Netzwerke ihre politische Arbeit künftig enger miteinander koordinieren, um den politischen Entscheidungs- trägerinnen und -trägern konkretere Handlungsempfehlun- gen zur Ausgestaltung der Erwachsenenbildung zu geben. Inwieweit diese Handlungsempfehlungen dann von politi- scher Seite aufgegriffen werden, hängt von der Offenheit der Amtsträgerinnen und Amtsträger ab. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit besteht für die Evaluatorinnen und Evaluatoren kein Zweifel daran, dass die Netzwerke auch ohne die ﬁ nanzielle Unterstützung durch DVV International arbeitsfähig wären, wobei das Portfolio an Aktivitäten signiﬁ - kant reduziert werden müsste. Daher rät das Evaluatoren- team dazu, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln, die eine Diversiﬁ zierung der Finanzierungsquellen anstrebt und damit die Errungenschaften der Netzwerke langfristig sichert. DVV International intensiviert Arbeit mit regionalen Bildungsnetzwerken Als Fazit bleibt: Die Evaluierung unterstreicht die Relevanz der Netzwerke als strategisch bedeutsame Akteure und Partner für erwachsenenbildungsbezogene Advocacy und Lobbyarbeit auf politischer Ebene. Gleiches gilt in Bezug auf ihre Rolle und Funktion, Good Practices sowie innova- tive Lehr- und Lernansätze der Jugend- und Erwachsenen- bildung über die jeweiligen Landesgrenzen hinaus regional zu verbreiten und nutzbar zu machen. Die Ergebnisse der Evaluierung bestätigen zudem, dass die Zusammenführung der Arbeit mit den Bildungsnetzwerken in Form eines ge- sonderten Regionalprojekts unter „einem Dach“ sinnvoll ist. 20 DVV International sieht daher vor, eine eigene Fachkraft im DVV Regionalbüro in Quito damit zu betrauen, die Zusam- menarbeit mit den Netzwerken so weiterzuentwickeln, dass mehr synergetische Effekte entstehen und die Mechanismen der Koordination verbessert werden. Vorgesehen ist über- dies eine wirkungsorientierte Evaluierung auf Länderebene. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, Anliegen lateiname- rikanischer Jugend- und Erwachsenenbildung ein stärke- res Gewicht und „eine Stimme“ in den Ländern, auf inter- nationaler Ebene und im Kontext globaler Bildungspolitiken zu geben. Grundlagen unserer Evaluierungen DVV International lässt turnusgemäß seine Programme alle drei Jahre von externen Fachleuten evaluieren. So erhält das Institut eine unabhängige Einschätzung, wie die Arbeit in den einzelnen Projekten umgesetzt wird, welche Arbeitsweisen sich bewähren und an welchen Stellen Modiﬁ kationen vorgenommen werden müssen. Die Evaluierungen werden anhand von sechs Kriterien der OECD durchgeführt: Relevanz, Effektivität, Wirkung, Efﬁ zienz, Nachhaltigkeit und Kohärenz.

ERWACHSENENBILDUNGSPROJEKTE WELTWEIT Evaluierungen 2020 Regelmäßige Evaluierungen sind Bestandteil und Begleitinstrument der Arbeit von DVV International. 2020 wurden insgesamt acht Evaluierungen durchgeführt. Region/Land Titel der Evaluation Lateinamerika und Karibik (Guatemala, Mexiko, Kuba Ecuador, Peru) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2019 – 2021 Östliche Nachbarn (Belarus) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2019 – 2021 Östliche Nachbarn (Moldawien) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2019 – 2021 Östliche Nachbarn (Ukraine) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2019 – 2021 Kaukasus (Armenien) Kaukasus (Georgien) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2018 – 2020 Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2018 – 2020 Südosteuropa (Bosnien-Herzegowina) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2018 – 2020 Südosteuropa (Kosovo) Überregionale Evaluierung des BMZ-geförderten Programms zur Sozialstrukturförderung im Zeitraum 2018 – 2020 DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 21

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG Die Zukunft wartet nicht: Ein Plädoyer für eine andere Erwachsenenbildung Die Welt durchlebt tiefgreifende Wandlungsprozesse. Selten wurde das so offensichtlich wie 2020, ein Jahr, in dem zu den längerfristigen Herausforderungen wie Klimawandel, digitaler Revolution und globalen Macht- verschiebungen eine Pandemie hinzutrat, die vieles Gewohnte infrage stellte und neue Antworten erforderte. Die globale Bildungslandschaft hat die Herausforderung erkannt und beschlossen, ihre Konzepte und Zielset- zungen neu zu überdenken. Auch die Erwachsenen- bildung hat sich der Diskussion angenommen, und DVV International hat sich aktiv daran beteiligt. UNESCO initiierte den Prozess „Futures of Education – Learning to become“, in dem insbesondere die Aufgabe des Bildungssektors, Menschen zu kreativem, gestalten- dem Handeln zu befähigen, neu gedacht werden soll. Dabei liegt es nahe, genau das zur zentralen Aufgabe der Erwachsenenbildung zu erklären. DVV International hat sich intensiv in die vom Internationalen Rat für Erwachse- nenbildung (ICAE) geführte Diskussion eingebracht, der sich wiederum im November 2020 mit einer Stellung- nahme unter dem Titel „Adult Learning and Education (ALE) – Because the future cannot wait“ (Erwachsenen- bildung – Weil die Zukunft nicht warten kann) an der UNESCO-Debatte beteiligte. Erwachsenenbildung neu denken Angesichts des dramatischen Zustands unseres Planeten, der vielfältigen Herausforderungen und schnellen Verände- rungen sei es, so argumentiert ICAE, die Rolle der erwach- senen Bevölkerung, wichtige Weichenstellungen zu tätigen und Veränderungsprozesse einzuleiten. Hierfür bedarf es einer gut ausgestatteten und professionellen Erwachsenen- bildung, die Menschen in die Lage versetzt, verantwortungs- voll mitzugestalten und nicht Zuﬂ ucht in unreﬂ ektierten Ängsten, Populismen und Verschwörungstheorien zu suchen. Entscheidend wird dabei sein, inwieweit es Regierungen, internationalen Organisationen und Entwicklungspartnern gelingt, Abschied von veralteten Vorstellungen zu nehmen, die den Bildungssektor noch immer auf formale Erstausbil- dung und Erwachsenenbildung – falls überhaupt mitge- dacht – auf beruﬂ iche Verwertbarkeit und nachholende Grundbildung reduziert. Eine Aufwertung holistischer Ansätze unter Einbeziehung von Themen etwa der Umwelt- und politischen Bildung, aber auch der gesundheitlichen und digitalen Aufklärung ist dabei dringend geboten. Produktive Teilhabe am gesellschaftlichen Wandel kann zudem nur gelingen, wenn auch (bildungs-) benachteiligte Gruppen wie alte Menschen, ethnische und andere Minderheiten, Frauen oder ländliche Kommunen bessere Zugänge erhalten. In dem Zusammenhang bieten digitale sowie zielgruppenorientiert aufgearbeitete Lernan- gebote erhebliche Potenziale. Mehr Spielräume für die Zivilgesellschaft Zudem fordert ICAE eine Umkehr globaler Tendenzen, die Spielräume zivilgesellschaftlicher und lokaler, nicht- staatlicher Akteure zunehmend einschränken. Gerade diese Akteure erfüllen in der Erwachsenenbildung wichtige Funktionen – als Anbieter dringend benötigter Lernmög- lichkeiten mit großem Innovationspotenzial sowie als „critical friends“ der Regierungen. Mit seiner Stellungnahme haben ICAE und seine Mit- glieder eine notwendige Debatte um die Weiterentwick- lung des Sektors angestoßen. DVV International wird sich im Rahmen seiner globalen und regionalen Netz- werke weiter aktiv einbringen. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 23

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG Glokalisierung der Erwachsenenbildung – Einsatz für lokale Belange auf globaler Ebene Christoph Jost Uwe Gartenschlaeger In einem Interview geben Christoph Jost, Leiter, und Uwe Gartenschlaeger, stellvertretender Leiter, Einblicke in die internationale Lobbyarbeit von DVV International. DVV International ist weltweit in zahlreichen Bildungsallianzen vertreten. Welche sind das? Da sind einerseits die fachlichen Dachverbände zu nennen, also der Internationale Rat für Erwachsenenbildung (ICAE) als globale Vertretung und der Europäische Erwachsenen- bildungsverband (EAEA) auf regionaler Ebene. Zudem sind wir in verschiedenen Gremien der UNESCO vertreten, etwa im internationalen Beratungsgremium der Zivilgesellschaft für den Bildungsbereich „Collective Consultation of NGOs on Education 2030“ (CCNGO) und dem Bildungsausschuss der Deutschen UNESCO-Kommission. Nicht zuletzt unter- stützen wir mit unserer weltweiten Arbeit der Sozialstruk- turförderung den Aufbau und die Weiterentwicklung natio- naler Verbände und überregionaler zivilgesellschaftlicher Netzwerke und Bewegungen, die sich für die Belange der Jugend- und Erwachsenenbildung einsetzen. Was möchten Sie mit Ihrem Engagement in den internationalen Allianzen erreichen? Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Situation der Er- wachsenenbildung auf lokaler Ebene in vielfältiger Weise auch durch den globalen Politikdialog sowie durch regionale Strategien und Politiken beeinﬂ usst wird. Das prominenteste Beispiel sind die Sustainable Development Goals (SDGs), die das Lebenslange Lernen in das Zentrum der Debatte gerückt haben. Auch die vielfältigen Initiativen der Euro- päischen Union zur Stärkung und konzeptionellen Weiter- entwicklung der Erwachsenenbildung haben Einﬂ uss auf die Gestaltung nationaler Politiken. Unser Hauptanliegen ist es, stets auf die Potenziale und Bedeutung der Erwach- senenbildung aufmerksam zu machen und bessere Rahmen- bedingungen zu schaffen, um das Recht auf Bildung für alle Menschen umzusetzen. Welche Themen werden auf globaler Ebene diskutiert, die wiederum auch für die Erwachsenenbildung auf lokaler Ebene von Belang sind? Hier ist natürlich zunächst das Megathema Nachhaltig- keit zu nennen, das eine starke Bildungskomponente beinhaltet und deutliche Spuren in der Ausgestaltung von Curricula und Bildungsangeboten hinterlässt, mehr und mehr aber auch die institutionelle Ebene von Bildungsan- bietern erfasst. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein Unterziel in der Bildungsagenda (SDG 4) der Vereinten Nationen. Aufgrund des transformativen Anspruchs bedarf es hier nicht nur der Wissensvermittlung, sondern auch solcher Lernmethoden, die Interaktion, Reﬂ ektion und eigenverantwortliches Handeln fördern – und hier fühlt sich die Erwachsenenbildung traditionell sehr zu Hause. Ein weiteres Themenfeld sind die Debatten über die Rolle von Bildung im Prozess der immer weiter um sich greifen- den Digitalisierung, die im Zuge der Corona-Pandemie zuvor nicht geahnte Geschwindigkeit und Ausmaße an- genommen hat. Bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen 24

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG gilt es vor allem, bildungsferne und benachteiligte Bevöl- kerungsgruppen etwa im ländlichen Bereich, aber auch ältere Menschen mitzunehmen, damit diese nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgenommen werden. Nicht zuletzt steht die Bekämpfung von Populismus und Verschwörungstheorien hoch auf der Agenda, die zentral ist, um unsere Gesellschaft in Europa und weltweit auch in Zukunft zusammenzuhalten und unseren Sozialvertrag nicht zu gefährden. Welchen Einﬂ uss hat die Präsenz des DVV International in den internationalen Netzwerken auf seine Arbeit? Gibt es konkrete Beispiele? Wie bereits erwähnt, unterstützen sich globale, regionale und nationale Arbeit insbesondere im Bereich der Politik- beratung und des Lobbying. Als Beispiel kann hier die im Jahr 2021 startende globale ALE-Kampagne angeführt werden – eine Initiative von DVV International, dem ICAE, dem UNESCO Institut für Lebenslanges Lernen und den regionalen Dachverbänden mit dem Ziel, ein einheitliches Verständnis von Erwachsenenbildung (Adult Learning and Education – ALE) zu verankern. Damit soll auf die Beob- achtung reagiert werden, dass wir mit unseren Bemühun- gen oft daran scheitern, dass Erwachsenenbildung (etwa im Gegensatz zur Schulbildung) weder über ein allgemein- gültiges Verständnis noch eine einheitliche Begrifﬂ ichkeit verfügt. Zudem soll die ALE-Kampagne dabei helfen, die Komplexität der Erwachsenenbildung anschaulich darzu- stellen und zu kommunizieren, sodass die Potenziale für Bildung und Entwicklung auch außerhalb unserer Experten- und Fachnetzwerke besser verstanden werden. Ein anderes Beispiel ist die Möglichkeit, über Kooperationen Qualiﬁ zierungs- und Beratungsinstrumente mit globaler Expertise zu entwickeln. Das inzwischen von der UNESCO übernommene Curriculum globALE ist dafür ein besonders erfolgreicher Nachweis. Wie unterstützen sich DVV International und seine Mutterorganisation, der Deutsche Volkshoch- schul-Verband, bei der Arbeit für eine gesteigerte Anerkennung der Erwachsenenbildung? Traditionell vertritt DVV International die deutsche Erwachsenenbildung im Vorstand des EAEA. Durch dieses Engagement gelang es, wichtige Erfolge zu erzielen, so im vergangenen Jahr u. a. eine Anhebung des Anteils der Erwachsenenbildung im Budget des neuen Programms „Erasmus+“ und eine explizite Nennung der Weiterbildung als eines der zentralen Handlungsfelder im Rahmen des Corona-Hilfspakets der EU. Dieser Rückenwind wird dann wiederum für die Lobbyarbeit auf nationaler Ebene genutzt. Das starke Volkshochschulsystem in Deutschland mit seinen Landes- verbänden und dem Bundesverband ist zudem die Grundlage für unser Kerngeschäft der Auslandsarbeit, bei dem es darum geht, weltweit den Auf- und Ausbau von Strukturen der Erwachsenenbildung zu fördern. Das deutsche Volkshochschulsystem wird hier regelmäßig als gutes Beispiel angeführt, auch wenn die Rahmenbedin- gungen in unseren Partnerländern natürlich ganz anders sind. In letzter Zeit beobachten wir zudem eine spür- bare Zunahme von direkten Kooperationen zwischen Volkshochschulen und ausländischen Partnern – eine Entwicklung, die direkt zur Internationalisierung der nationalen und lokalen Ebene beiträgt. ● DVVDVVDVDVVDVVDVVDVDVVDVVDVVVVDVVDVDVDDD INININTERTERTERTERTERTERTERTERRTERTERTERTERTERERERERRRRRERERERRTERTERERRTERRTTE NATNATNATNATNATNATNATNATNATATNATNATNATNATNATNATNATTNATNATTNANAANAANANATANANNANNNATATIONONIONONIONONOOOOOOOOONNIONIONIONOOOONOOOOOONNNONNNONONIONONOOONOOONNNOOOOONIOIONIOI AL AALALA || J| J| J| JJAHRAHRAHRAHAHRAHRAHRAHAHRHRAHAHAHHRHHHHHHHHHH ESBESBESBESBESBESBESBESBSBSSSBBBERIERIE CHTCHTCHTHT 20202022020202022020202220222020222220220202022000002022022 25

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG Auf dem Wege zur CONFINTEA VII in Marokko Bereits seit 1949 ﬁ ndet die CONFINTEA, die globale Konferenz zu Fragen der Erwachsenenbildung, unter der Ägide der UNESCO statt. Im Juni 2022 wird die mittlerweile siebte Konferenz in Marokko ausgerichtet. DVV International unterstützt den CONFINTEA-Prozess auf vielfältige Weise. Die CONFINTEA hat sich als zentrale Plattform etabliert, auf der Regierungen unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern internationaler Organisationen und der Zivilgesellschaft verbindlich vereinbaren, welche Schritte sie unternehmen wollen, um die Erwachsenenbildung in den kommenden Jahren auszubauen. Während der letzten Konferenz 2009 in Belém, Brasilien, verständigte man sich beispielsweise neben einem ambitionierten Aktionsplan auch auf die Etablierung eines regelmäßigen Weltberichts zur Lage der Erwachsenenbildung. Dieser „Global Report on Adult Learning and Education“ (GRALE) wird vom UNESCO Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) heraus- gegeben. Derzeit wird der fünfte GRALE erarbeitet. Er wird die Lage der Erwachsenenbildung im Vorfeld der CONFINTEA analysieren und sich dem Schwerpunkt- thema „Citizenship Education“ widmen. DVV International unterstützte 2020 die Übersetzung des aktuellen GRALE IV ins Deutsche. Vorbereitung auf die CONFINTEA VII Bis zur CONFINTEA VII im Juni 2022 gilt es, eine Reihe vorbereitender und begleitender Schritte zu implementie- ren. Zunächst mussten die nationalen Angaben zur Lage der Erwachsenenbildung in den UNESCO-Mitgliedstaaten erhoben werden. DVV International und der Internationale Rat für Erwachsenenbildung (ICAE) boten hierzu in Zusam- menarbeit mit UIL und unterstützt durch regionale Erwach- senenbildungsnetzwerke insgesamt sieben regionale Work- shops an, in denen sich nationale Berichterstattende, Regierungsvertretende ebenso wie Repräsentantinnen und Repräsentanten der Zivilgesellschaft über das Berichtsformat informieren konnten. Zusätzlich bot DVV International be- gleitende Austauschformate in den Regionen an oder unter- stützte seine Partner bei entsprechenden Bemühungen. In einigen Fällen gelang es, die Anliegen der Bildungspra- xis und der Zivilgesellschaft in die Berichte aufzunehmen. 26 CONFINTEA-Konferenz zur Halbzeitbewertung in der Republik Korea im Jahr 2017 Herausforderungen durch die Corona-Pandemie Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass die gegen- wärtige Pandemie sowie ein enger zeitlicher Rahmen für die Berichterstattung den Bemühungen um eine partizipa- tive Erstellung der Berichte enge Grenzen setzten. Nur in wenigen Ländern konnten etwa Runde Tische oder andere Diskussionsformate durchgeführt werden, die stattﬁ nden- den digitalen Formate boten jedoch nur unzureichenden Ersatz. Aus dieser Erfahrung heraus gilt es, 2021 die Ver- tretenden der Erwachsenenbildungspraxis inhaltlich und organisatorisch in die Lage zu versetzen, an der Gestaltung des weiteren CONFINTEA-Prozesses aktiv teilzuhaben. Im Mittelpunkt werden dabei die Regionalkonferenzen stehen, die entlang der ofﬁ ziellen UNESCO-Regionen stattﬁ nden werden. Inhaltlich steht der CONFINTEA-Prozess vor der Aufgabe, seinem Bedeutungsverlust entgegenzuwirken und der Erwachsenenbildung als wichtigem Faktor zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) neues Gewicht zu verleihen. DVV International beteiligt sich an dieser Auf- gabe im Rahmen seines Engagements im ICAE, in dessen Vorstand der Institutsleiter Christoph Jost vertreten ist, ebenso wie durch die Erarbeitung von Studien und Politik- papieren zu wichtigen Teilaspekten, etwa der Verbesse- rung der Rahmenbedingungen für Erwachsenenbildung.

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG Unterstützung des CONFINTEA-Prozesses durch DVV International Lateinamerika Mit Fachgesprächen in verschiedenen Ländern und zwei öffentlichen Veranstaltungen hat DVV International die Vorbereitungen zur CONFINTEA VII in der Region Lateinamerika und Karibik in 2020 angestoßen. Pande- miebedingt virtuell durchgeführt, erreichten die öffentli- chen Konferenzen insgesamt an die 3.000 Zuhörerinnen und Zuhörer. Workshop in Ägypten Eine unter dem Titel „Erwachsenenbildung: Kontext und Vorschläge mit Blick auf CONFINTEA VII“ im September 2020 organisierte Veranstaltung analysierte die Wirkung der bisherigen Konferenzen für die Region Lateinamerika kritisch und lies Lernende aus Kolumbien, Peru, Argenti- nien, Brasilien, Mexiko und Haiti zu Wort kommen. Sie teilten in ihren Erfahrungsberichten die Schwierigkeiten, unter Pandemiebedingungen zu lernen und zu unterrichten. Arabische Länder Um den CONFINTEA-Prozess im Nahen Osten und in Nord- afrika zu unterstützen, hat DVV International in Zusammen- arbeit mit UIL, ICAE und dem neu gegründeten Dachverband Arab House for Adult Education and Development (AHAED) ein regionales Webinar für Akteure der öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Erwachsenenbildung aus beiden Regionen organisiert. Fachgespräche fanden auf Einladung von DVV International mit den von den nationalen Regierungen ernannten Bericht- erstattenden für die CONFINTEA aus Mexiko, Ecuador, Peru und Kolumbien statt. Fachexpertinnen und -experten berichteten, dass im Vorfeld leider die betroffenen Fach- sektoren und die Zivilgesellschaft kaum einbezogen wurden. Für DVV International ist dies ein besonderer Aufruf zum Handeln, denn CONFINTEA VII ist eine große Chance, die noch unterschätzte Rolle der Erwachsenenbildung sicht- barer zu machen, insbesondere weil viele junge Menschen ihren Bildungsprozess infolge der Pandemie unterbrechen mussten. Deshalb wurde innerhalb des im Dezember 2020 durchgeführten regionalen V Encuentro Andino, einer digitalen Konferenz zur lateinamerikanischen Jugend- und Erwachsenenbildung, ein Panel ausschließlich der CONFINTEA gewidmet. Logo des V Encuentro Andino DVV International und AHAED haben zudem ein Online- treffen durchgeführt, das auch die nationalen Berichter- stattenden aus Jordanien, Palästina, Ägypten und Tunesien involvierte und den fachlichen Austausch beförderte. Dabei wurden unter anderem die Funktionen der Erwachsenen- bildung diskutiert, die vielfältiger sind als die bislang im Fokus stehende Alphabetisierungsarbeit. Allerdings wurde deutlich, dass nur begrenzt Daten zu den anderen Bereichen außerhalb der öffentlichen Alphabetisierungs- programme zur Verfügung stehen. In Ägypten wurde ein von DVV International und AHAED unterstützter Workshop mit der nationalen Generalbe- hörde für Alphabetisierung und Erwachsenenbildung, dem Arabischen Netzwerk für Alphabetisierung und Er- wachsenenbildung sowie anderen ägyptischen Akteuren organisiert. Im Workshop haben die Vertretenden der Regierung und der Zivilgesellschaft gemeinsam Antworten für die GRALE-V-Umfrage erarbeitet. Weitere nationale Workshops mussten aufgrund der Covid-19-Pandemie ausfallen bzw. anderweitig organisiert werden. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 20 27

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG Globales Lernen in der Volkshochschule – „Getrennt und doch gemeinsam“ Das Projekt „Globales Lernen in der Volkshoch- schule (vhs)“ ermöglicht es den vhs bundesweit, Ver- anstaltungen im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung durchzuführen. Dabei richten sich die vhs mit unterschiedlichen Formaten an diverse Zielgruppen. Zentral für das breite Themenangebot ist immer die globale Perspektive, sei es zum Klima- wandel, zu Menschenrechten oder zum Konsum. Im Rahmen dieser Projektförderung führte die vhs Bochum im Zweiten Bildungsweg eine Reihe unter dem Titel „I have a dream – Träume und Visionen verändern die Welt“ durch. Dabei erschlossen sich Teilnehmende und vhs im digitalen Raum neue Wege der Wissensvermittlung und -erarbeitung. Ein Interview mit dem Projektteam der vhs Bochum gibt Einblick in ihre Erfahrungen. Wie ﬁ ndet das Globale Lernen einen Platz in Ihrer vhs? Seit 2010 führt der Fachbereich SchulabschlussPLUS der vhs Bochum Projekte zum Thema „Globales Lernen“ durch, die zu einem integralen Bestandteil des Angebots des Zweiten Bildungswegs geworden sind. Globales Lernen eröffnet jungen Menschen die Chance, sich aus- zuprobieren, die eigenen Stärken und Möglichkeiten noch einmal neu kennenzulernen. Es ist toll, die Überraschung zu sehen, wenn Verbindungen zwischen Fragen wie Klima- wandel, die weit weg erscheinen, auf einmal unmittelbar greifbar werden und etwas mit dem eigenen Leben zu tun bekommen! Im zurückliegenden Semester haben Sie eine Veran- staltungsreihe zu Träumen und Visionen umgesetzt. Inwiefern verbinden Träume und Visionen globale Zusammenhänge und lokales Handeln? Wir leben in einer globalisierten Welt. Wir sind alle eng miteinander verknüpft – sichtbar oder unsichtbar, spürbar oder nur vermutet, auf Augenhöhe oder in einem deutli- chen Missverhältnis. Das bedeutet, dass unsere Träume und Visionen, welche das auch sein mögen, immer globalen Bezug haben. Keine Entscheidung steht mehr für sich Das Projektteam der vhs Bochum besteht aus Elke Dietinger, Fachbereichslei- tung SchulabschlussPlus/Grundbildung, Ute Vielhaber-Jesse, Projektleitung im Fachbereich SchulabschlussPlus/Grundbildung, und Angelika Pöppel, Referentin der Kurse. 28 Die Veranstaltung verband Präsenz- mit Digitalmethoden isoliert, sondern hat globale Auswirkungen. Also ist es erforderlich, diese Zusammenhänge zu kennen, damit wir die Auswirkungen unseres lokalen Handelns begreifen. Sie mussten aufgrund der Corona-Pandemie die Veran- staltung ins Digitale verlegen. Welche Herausforderungen gab es, und was ist Ihnen besonders gut gelungen? Auf der vhs-Cloud, der digitalen Lernplattform der Volks- hochschulen, haben sich die Teilnehmenden rege ausge- tauscht, Ideen gesammelt, konkretisiert und manchmal wieder verworfen. Die Möglichkeit, ihre Ergebnisse in Form eines Videos vorzustellen, entsprach den Interessen der Teilnehmenden und den Möglichkeiten des Onlineunter- richts; getreu dem Motto „Getrennt und doch gemeinsam“. Das Ergebnis ist eine eindringliche und nachhaltige Aus- einandersetzung mit der Thematik. Die Herausforderung dabei war, dass wir nicht im gemeinsamen Plenum in Präsenz sprechen konnten. Zudem waren nicht alle Teil- nehmenden mit einem PC ausgerüstet, sondern mussten mit ihrem Smartphone arbeiten. Toll gelungen ist uns, trotz Distanz ein gemeinsames Video zu drehen, in dem alle Teilnehmenden ganz individuell ihre Ideen präsen- tieren konnten. Das Projekt Globales Lernen in der vhs wird gefördert von Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

EXPERTISE UND ANWALTSCHAFT FÜR ERWACHSENENBILDUNG Unsere Instrumente und Ansätze Die Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Bereich innerhalb des Bildungssektors, der eigene Instrumente, Methoden und Ansätze erfordert. Im vergangenen Jahr hat DVV International sowohl bestehende Instrumente überarbeitet als auch neue entwickelt und diese zentral zugänglich gemacht. Kapazitätsentwicklung zu gestalten und umzusetzen sowie Fortschritte zu bewerten. Der Leitfaden wurde ursprünglich für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DVV International entwickelt, eignet sich in der jetzigen Fassung aber auch als Arbeitsgrundlage für andere Erwachsenenbildungsträger und Entwicklungspartner weltweit. Alle Instrumente auf einen Blick In der neuen ALE Toolbox (ALE = Adult Learning and Education) ﬁ nden Interessierte zahlreiche von DVV International entwickelte und angewandte Instru- mente, Methoden und Ansätze der Erwachsenenbildung. Die Toolbox gibt zusätzliche Hinweise zur Anwendung der Instrumente und wird zukünftig konkrete Beispiele aus der Praxis bereitstellen. Die ALE Toolbox ﬁ nden Sie unter: www.dvv-international.de/ale-toolbox Weiterentwicklung des Curriculum globALE Mit dem Curriculum globALE (CG) haben DVV International und das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) 2013 ein interkulturelles Kerncurriculum für die Aus- und Fortbildung weltweit entwickelt. Auf Einladung des UNESCO Instituts für Lebenslanges Lernen (UIL) beteiligte sich DVV International zusammen mit dem DIE und dem Internationalen Rat für Erwachsenenbildung (ICAE) an einer Überarbeitung des CG mit dem Ziel, den Mitgliedstaaten ein von der UNESCO empfohlenes Instrument zur Aus- und Weiterbildung von Erwachsenenbildnerinnen und -bildnern zur Verfügung zu stellen. DVV International, DIE, UIL und ICAE reagieren damit auf die zahlreichen Anfragen nach praxistauglichen Materialien. Eine Erweiterung des Curriculum globaALE bietet DVV International mit einem zusätzlichen Modul zum digitalen Lehren und Lernen in der Erwachsenenbildung an. Das Modul wird in den kom- menden Jahren in Asien praxisnah erprobt, unterstützen- des Begleitmaterial soll die Implementierung erleichtern. In Zentralasien hat DVV International im vergangenen Jahr zudem eine Reihe von Lernvideos produziert, die alle fünf Kernmodule des CG umfassen. Diese haben zum Ziel, die Anwendung der fünf Module des CG zu unterstützen. Die Videos sind nicht als vollwertige E-Learning-Kurse zu verstehen, vielmehr dienen sie als unterstützendes Material für Trainingsaktivitäten oder als Selbstlernressource. Neues Curriculum zur Organisationsentwicklung Curriculum institutionALE – so heißt der neue Referenz- rahmen für die Organisations- entwicklung von Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Das Curriculum institutionALE ermöglicht es Erwachsenen- bildungsanbietern, Ziele und Kriterien für ihre Kapazitäts- entwicklung zu deﬁ nieren, verlässliche Ausgangsdaten zu erheben, den Prozess der Publikationen von DVV International Im Rahmen seiner Publikationstätigkeit bringt DVV International aktuelle Themen der Erwachsenen- bildung in die öffentliche Debatte ein und fördert den weltweiten Fachaustausch. Die meisten Publikationen wie Fach- und Positions- papiere, Handreichungen zum Globalen Lernen und weitere können als Printversion kostenfrei unter info@dvv-international.de angefordert werden. Sie stehen außerdem als Onlineversion unter www.dvv-international.de/materialien zum Download zur Verfügung. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 29

DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK Unser Proﬁ l DVV International ist das Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volks- hochschul-Verbandes e.V. (DVV). Der DVV vertritt die Interessen der rund 900 Volkshoch- schulen und ihrer Landesverbände, den größten Weiterbildungsanbietern in Deutschland. Als führende Fachorganisation im Bereich Erwachsenenbildung und Entwicklungszusam- menarbeit setzt sich DVV International seit über 50 Jahren für Lebenslanges Lernen ein. DVV International leistet weltweit Unterstützung beim Auf- und Ausbau von nachhaltigen Strukturen der Jugend- und Erwachsenenbildung. Wir verstehen uns als Fachpartner im Dialog mit den Menschen vor Ort. Dazu kooperieren wir mit mehr als 200 zivilgesellschaftlichen, staatlichen und wissenschaftlichen Partnern in über 30 Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Europas. Unsere Länder- und Regionalbüros gestalten die lokale und regionale Zusammenarbeit und sichern die Qualität und Wirksamkeit unseres Handelns in den Partnerländern. Schwerpunkte unserer Arbeit sind Alphabetisierung und Grundbildung, beruﬂ iche Bildung, globales und interkulturelles Lernen, Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung, Migration und Integration, Flücht- lingsarbeit, Gesundheitsbildung, Konﬂ iktprävention und Demokratiebildung. DVV International ﬁ nanziert seine Arbeit aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Auswärtigen Amtes, der Europäischen Union sowie weiterer Förderer. Gemeinsam mit den nationalen, regionalen und globalen Verbänden der Erwachsenenbildung fördert DVV International die Lobbyarbeit und die Anwaltschaft für das Menschenrecht auf Bildung und für das Lebenslange Lernen. Dabei orientieren wir uns an den Sustainable Development Goals (SDGs) der UN, der globalen Bildungsagenda Education 2030 und den UNESCO-Weltkonferenzen zur Erwachsenen- bildung (CONFINTEA). DVV International unterstützt den europäischen und weltweiten Informations- und Fachaustausch durch Konferenzen, Seminare und Publikationen. Strategische Handlungsfelder DVV International hat drei Handlungsfelder für die strategische Ausrichtung seiner Arbeit deﬁ niert. Diese Handlungsfelder sind eng miteinander verknüpft – sie bedingen und unterstützen sich gegenseitig: Entwicklung durch Erwachsenenbildungsprojekte fördern: Gemeinsam mit seinen Partnern vor Ort entwickelt und implementiert das Institut weltweit Projekte der Erwachsenenbildung. Expertise bereitstellen: Als Fachorganisation stellt das Institut Expertise an der Schnittstelle von Erwachsenenbildung und Entwicklung bereit, wobei der Rückgriff auf seine im In- und Ausland erworbenen Kenntnisse eine zentrale Rolle spielt. Rahmenbedingungen für Erwachsenenbildung weltweit verbessern: Seine Expertise setzt DVV International auch gezielt für die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Erwachsenenbildung weltweit ein. Die ausführliche Fassung ﬁ ndet sich online unter www.dvv-international.de/ materialien/fach-und-positionspapiere/ DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 31

DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK BOSNIEN- HERZEGOWINA BELARUS UKRAINE MOLDAWIEN GEORGIEN KOSOVO TUNESIEN TÜRKEI ARMENIEN PALÄSTINENSISCHE GEBIETE JORDANIEN USBEKISTAN KIRGISISTAN TADSCHIKISTAN AFGHANISTAN LAOS KAMBODSCHA Regionalbüro Länderbüro kein DVV-International-Büro, Betreuung durch lokale Partnerorganisationen oder Koordinatorinnen/Koordinatoren ■ Region Mittelamerika ■ Region Südamerika ■ Region Nordafrika ■ Region Westafrika ■ Region Ostafrika ■ Region Südliches Afrika ■ Region Östliche Nachbarn ■ Region Kaukasus/Türkei, Südosteuropa ■ Region Naher Osten ■ Region Zentralasien ■ Region Süd- und Südostasien ■ Afghanistan (Betreuung durch die Zentrale) 33 ÄTHIOPIEN UGANDA TANSANIA MALAWI MOSAMBIK SÜDAFRIKA DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020

DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK Projektthemen in 2020 DVV International hat 2020 Projekte in mehr als 30 Ländern durchgeführt. Das Institut entwickelt und implementiert diese Projekte in der Regel gemeinsam mit lokalen zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen und in engem Austausch mit Ministerien und anderen staatlichen Einrichtungen. Die Graﬁ k zeigt, welche Themen in 2020 mit der Unterstützung unserer Geber adressiert wurden. BMZ – Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung • Förderung von Erwachsenenbildungsstrukturen: Aufbau, Stärkung und Weiterentwicklung von Erwachsenenbildungssystemen Förderung multisektoraler Ansätze und Strukturen in der Erwachsenenbildung Aufbau und Professionalisierung von Erwachsenenbildungszentren • Überregionaler Fachaustausch, Politikdialog und Vernetzung in der Erwachsenenbildung • Alphabetisierung und Grundbildung • Beruﬂ iche Bildung • Globales und interkulturelles Lernen • Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung • Migration, Integration und Flüchtlingsarbeit • Gesundheitsbildung EU – Europäische Union • Aufbau lokaler Servicestrukturen • Beruﬂ iche Bildung • Inklusion • Jugendbildung • Kulturelle Bildung • Professionalisierung der Erwachsenenbildung • Extremismusprävention • Gefängnisbildung AA – Auswärtiges Amt • Geschichtsaufarbeitung und Erinnerungsarbeit • Demokratiebildung • Kulturelle Bildung • Verständigung, Versöhnung und Vertrauensbildung • Gefängnisbildung GIZ – Deutsche Gesellschaft für Inter- nationale Zusammenarbeit GmbH • Beruﬂ iche Bildung und Entrepreneurship • Migration und Integration • Extremismusprävention • Umweltbildung Weitere • Kinder- und Jugendbildung (Die Sternsinger) • Migration, Integration und Flüchtlingsarbeit (Danish Refugee Council, DRC) 34

DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK Gemeinsam stark – globale Partner und Netzwerke Um die globalen Rahmenbedingungen für Erwachse- nenbildung zu verbessern und nachhaltige Entwick- lung zu fördern, arbeitet DVV International eng mit den folgenden nationalen, regionalen und internationalen Fachpartnern, Verbänden und Netzwerken zusammen. AHAED – Der arabische Verband AHAED (Arab House for Adult Education and Development) wurde im Dezember 2019 nach fünfjähriger Zusammenarbeit vier großer arabischer regionaler Bildungsnetzwerke gegründet. Die Gründungsmitglieder sind Arab Campaign for Education for All (ACEA), Arab Network for Popular Education (ANPE), Arab Network for Civic Education (ANHRE) und Arab Network for Literacy and Adult Education (ANLAE). ASPBAE – Der asiatische Erwachsenenbildungsverband ASPBAE (Asian South Paciﬁ c Association for Basic and Adult Education) konzentriert sich auf die globale und regionale Lobbyarbeit sowie die Weiterbildung von Füh- rungspersonal. Der Verband hat rund 200 institutionelle und individuelle Mitglieder aus 33 Ländern. CCNGO – Der Verbund CCNGO (Collective Consultation of NGOs) ist ein weltweiter Zusammenschluss von über 300 nationalen, regionalen und internationalen zivilgesell- schaftlichen Organisationen aus dem Bildungsbereich. Der Verbund ermöglicht einen institutionalisierten Aus- tausch mit der UNESCO und bündelt unter anderem Meinungen, Beiträge und konstruktive Kritik der Zivilge- sellschaft an der Umsetzung der globalen Agenda 2030. CEAAL – Der Lateinamerikanische Rat für Volksbildung (Consejo de Educación Popular de América Latina y el Caribe, CEAAL) versteht sich als soziale Bewegung und ist der größte Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Organisationen einer „Bildung von unten“ (Educación Popular) in Lateinamerika und der Karibik. Ihm gehören insgesamt 195 Mitgliedsorganisationen aus 21 Ländern an. CLADE – Die lateinamerikanische Kampagne für das Recht auf Bildung CLADE ist ein zivilgesellschaftliches Netzwerk sozialer Organisationen in 18 Ländern Lateinamerikas und der Karibik, das sich auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene für Lebenslanges Lernen und gute Bildung für Alle als Menschenrecht und Verantwortung des Staates engagiert. EAEA – Der Europäische Verband für Erwachsenenbildung EAEA (European Association for the Education of Adults) vertritt als nichtstaatliche Organisation die non-formale Erwachsenenbildung in Europa. Er umfasst europaweit 142 Mitgliedsorganisationen in 44 Ländern und tritt für die Interessen von mehr als 60 Millionen Lernenden ein. ICAE – Der Internationale Rat für Erwachsenenbildung ICAE (International Council for Adult Education) setzt sich auf globaler Ebene für Jugend- und Erwachsenenbildung als universellem Menschenrecht ein und vertritt mehr als 800 Nichtregierungsorganisationen in über 75 Ländern. Pamoja – Das Erwachsenenbildungsnetzwerk Pamoja Westafrika unterstützt und vertritt nationale Pamoja Netzwerke in 13 westafrikanischen Ländern, die insbe- sondere im Bereich funktionaler Alphabetisierung von Jugendlichen und Erwachsenen tätig sind. REPEM – Im lateinamerikanischen Frauennetzwerk REPEM (Red de Educación Popular entre Mujeres) haben sich über 60 Frauenorganisationen aus 20 Ländern zusammengeschlossen, um das Thema Bildung für Frauen und Mädchen in den Mittelpunkt zu rücken und Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern. UIL – Das UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) in Hamburg ist ein internationales Forschungs-, Trainings-, Informations- und Dokumentationszentrum der UNESCO. Der Fokus des Instituts liegt im Bereich der Erwachsenenbildung. Insbesondere konzentriert sich seine Arbeit auf die Themen Alphabetisierung, non-formale Bildung und Lernmöglichkeiten für marginalisierte und benachteiligte Gruppen. VENRO – VENRO ist der Dachverband der entwick- lungspolitischen und humanitären Nichtregierungs- organisationen (NRO) in Deutschland, dem rund 140 Organisationen angehören. Das zentrale Ziel von VENRO ist die gerechte Gestaltung der Globa- lisierung, insbesondere die Überwindung der welt- weiten Armut. DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 35

DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK Gewinn- und Verlustrechnung für die Zeit vom 1.1.2020 bis 31.12.2020 Einnahmen A. Einnahmen Zentrale 1. Verwaltungskostenzuschuss BMZ 2. Verwaltungskostenanteile 3. Einnahmen aus EU-Projektkooperationen 4. Sonstige Einnahmen 5. Auﬂ ösung Rückstellung B. Projektzuwendungen 1. AA 2. BMZ Auslandsprojekte Globales Lernen 3. EU 4. GIZ 5. IBB 6. LuxDevelopment 7. Foreign and Commonwealth Ofﬁ ce 8. Private Geber 9. Geldauﬂ agen 10. Sonstige Projekte Summe Einnahmen Ausgaben A. Ausgaben Zentrale 1. Personalkosten Zentrale Dienste 2. Gebäude 3. Büroausstattung 4. Geschäftsbedarf 5. Veranstaltungen/Veröffentlichungen 6. Reisekosten 7. Kommunikation 8. Mitgliedsbeiträge an Organisationen 9. Sonstige Verwaltungsausgaben B. Projektausgaben 1. Auslandsprojekte 2. Globales Lernen in der vhs 3. Vorauszahlungen an Projekte Summe Ausgaben Jahresergebnis 36 2020 2.480.585,40 0,00 2.318.008,97 35.687,98 11.144,72 115.743,73 20.370.537,32 656.395,36 17.546.586,34 17.333.203,49 213.382,85 950.680,38 1.027.738,92 0,00 0,00 0,00 300,00 0,00 188.836,32 22.851.122,72 2020 2.420.585,40 1.945.636,70 76.562,93 132.098,99 12.969,57 9.452,54 9.522,16 43.239,84 22.492,00 168.610,67 20.370.537,32 16.742.625,12 213.382,85 3.414.529,35 22.791.122,72 2019 2.288.495,54 0,00 2.236.892,96 51.450,85 151,73 0,00 18.522.058,05 826.440,85 15.315.991,06 15.009.852,44 306.138,62 783.164,89 1.318.973,62 0,00 0,00 0,00 0,00 1.100,00 276.387,63 20.810.553,59 2019 2.373.595,53 1.758.185,57 72.884,41 110.552,75 18.825,96 51.868,49 52.199,63 34.027,10 19.807,73 255.243,89 18.522.058,05 17.415.332,14 306.138,62 800.587,29 20.895.653,58 60.000,00 -85.099,99

Bilanz zum 31.12.2020 A. Aktiva I. 1. 2. II. 1. 2. 3. Barmittel Kassenbestände Guthaben bei Kreditinstituten Forderungen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Projektverrechnungskosten Mietkautionen III. Aktive Rechnungsabgrenzungsposten Summe Aktiva B. Passiva I. II. 1. 2. III. 1. 2. Rückstellungen Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten Sonstige Verbindlichkeiten Abgrenzungen Projektverrechnungskosten Passive Rechnungsabgrenzungsposten Summe Passiva C. Rücklagen DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK 31.12.2020 31.12.2019 3.293,51 1.384.503,18 37.669,32 685.770,24 0,00 27.171,04 2.138.407,29 31.12.2020 106.789,28 273.909,48 502.211,14 1.149.214,89 46.282,50 2.078.407,29 60.000,00 5.106,03 1.032.124,40 141.962,99 700.822,55 9.045,00 60.248,59 2.034.409,56 31.12.2019 121.867,95 156.217,17 375.932,03 1.095.333,82 199.958,59 1.949.309,56 0,00 Herkunft Projektmittel 2020 (20.370.537 Euro) Regionale Verteilung Projektmittel 2020 (20.370.537 Euro) BMZ 85,1% BMZ Globales Lernen AA EU 1,0% 3,2% 4,7% GIZ 5,0% 30% Afrika 3% Querschnitts- projekte 23% Südost- und Osteuropa 14% Latein- amerika 30% Asien Abkürzungsverzeichnis AA: Auswärtiges Amt; BMZ: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung; EU: Europäische Union; GIZ: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH DVV INTERNATIONAL | JAHRESBERICHT 2020 37

DVV INTERNATIONAL IM ÜBERBLICK Kuratorium DVV International Vorsitzender Winfried Ellwanger Mitglieder Prof. Dr. Rita Süssmuth Dr. Ingrid Schöll Prof. Dr. Regina Egetenmeyer Michael Wiechert Karl Prinz, Botschafter a. D. Prof. Dr. Michael Schemmann Dr. Sven Grimm Dr. Alexandra Ioannidou Werner Mauch Constanze Abratzky Mitarbeitendenstatistik Mitarbeitende DVV International (Stand: 31. Dez. 2020) Anzahl Mitarbeitende Päd. / Wiss. Personal Admin. / Techn. Personal männl. weibl. Auslandsbüros DVV International Bonn DVV International gesamt 194 33 227 92 15 107 102 18 120 77 7 84 117 26 143 Impressum © DVV International 2021 Herausgegeben vom Institut für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes e. V. (DVV International) Königswinterer Straße 552b 53227 Bonn Germany Tel.: +49 (0) 228 97569-0 Fax: +49 (0) 228 97569-55 E-Mail: info@dvv-international.de Website: www.dvv-international.de Verantwortlich: Christoph Jost Konzept und Redaktion: Barbara Hust Gestaltung: Gastdesign.de Druck: DCM, Meckenheim 38 Titelbild: Eine Kursleiterin eines integrierten funktionalen Erwachse- nenbildungsprogramms versorgt die Kursteilnehmerinnen in einem Erwachsenenbildungszentrum in Harar Stadt, Äthiopien, mit Hand- desinfektionsmitteln. © Erwachsenenbildungszentrum Harar Fotonachweise: Seite 04: DBT/Haar Seite 08, links unten: Getty Images/avdyachenko Seite 09, links oben: Getty Images/FrankRamspott Seite 09, rechts oben: UNSEF Ethiopia Seite 14: Community Learning Centre Palhal Seite 15: ANAFAE Seite 17: Education without borders, Belarus Seite 20: Getty Images/johavel Seite 23: Getty Images/Rocco-Herrmann Seite 25: Getty Images/Orbon Alija Seite 26: Uwe Gartenschlaeger Seite 27, rechts oben: Arab Network for Literacy and Adult Education Seite 28: Volkshochschule Bochum Seite 29: ALE Toolbox: Getty Images/Prostock-Studio Alle weiteren Fotos /Abbildungen: DVV International Klimaneutral gedruckt auf Recycling- papier aus 100% Altpapier (Innenteil), sowie FSC-zertiﬁ ziertem Papier (Umschlag). ID-Nr. 21103554