Das Schulungsangebot ist in einem Prozess des internationalen Erfahrungsaustauschs im Bereich der Erwachsenenbildung entstanden. Dabei wurde auf Best-Practice Beispiele aus Bildungsprogrammen mit Vertriebenen in unterschiedlichen Ländern, insbesondere im Nahen Osten, zurückgegriffen. Die Qualifizierung fördert unterschiedliche Sichtweisen auf Bildung nach Flucht und Vertreibung und auf interkulturelles Lernen, um die Herausforderungen in der Integrationsarbeit in Deutschland zu meistern. Außerdem werden Impulse für eine Haltung der wertschätzenden Neugier vermittelt. Anstatt vorgefertigte Lösungen für die Arbeit mit Lerngruppen aus bestimmten Herkunftsländern vorzugeben, unterstützt sie die Fähigkeit, Lern- und Lehrstrategien auszuwählen, die auf die Lernenden und die Situation eingehen. Somit wird die Gestaltung einer wertschätzenden Lernatmosphäre gefördert.
Curriculum interculturALE stützt sich auf drei pädagogische Ansätze:
1. Ansatz der partizipativen Bildung,
2. Ansatz der Diversität und Multikollektivität und
3. Ansatz der Bildung für gesellschaftliches Engagement und Teilhabe
Diese Ansätze stammen aus verschiedenen Teilen der Welt. Sie wurden jeweils entwickelt, um unterschiedlichen Realitäten gerecht zu werden und stellen verschiedene Aspekte menschlicher Lebensrealitäten in den Vordergrund.
Das Curriculum interculturALE-Qualifizierungsangebot kann in einer zweistufigen Form umgesetzt werden. Innerhalb der ersten Stufe werden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (Train-the Trainer) durch internationale Meta-Trainer/innen-Tandems im Rahmen von drei Wochenend-Workshops von je zwei Tagen geschult. Die dadurch qualifizierten Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (Train-the Trainer) bieten in der zweiten Stufe zweitägige Wochenend-Workshops für Kursleitende und/oder ehrenamtliche Lernbegleiterinnen und Lernbegleiter an.
Beide Qualifizierungsstufen sind anwendungsorientiert und fördern die Idee des „Learning by doing“ (Lernen durch unmittelbares Anwenden) oder des „Walk the talk“ (Gesagtes in der Praxis umsetzen). Das heißt, während der gesamten Qualifizierung sollen Inhalte und Methoden erlernt werden, indem neue Methoden und Techniken eingesetzt werden. Auf diese Weise unterstützen die Begriffe "praktizieren, was man predigt/unterrichtet" und "fühlen, wie man sich bei der Anwendung einer Methode fühlt" einen integrierten methodischen Lernprozess bei den Zielgruppen.
Modul 1 unterstützt Selbstreflexion und Selbstpositionierung, um die eigene Rolle als Kursleitende/r oder ehrenamtliche/r Lernbegleiter/in zu erkunden. Es zeigt Wirkungen und Einflüsse des Wahrnehmungsbildes von sich selbst und anderen und enthält eine kritische Analyse von Wertvorstellungen und Vorurteilen. Es führt in die Bedeutung von Emotionen und Kommunikation für den zwischenmenschlichen Dialog besonders in multikulturellen Umgebungen ein.
Modul 2 fördert das Verständnis für Bildung nach Flucht und Vertreibung. Darüber hinaus fördert es die Anerkennung vielfältiger Bildungshintergründe und Biografien. Es wirft wichtige politische, bildungsbezogene und sozioökonomische Fragen im Kontext von Migration auf.
Modul 3 gibt wertvolle Hinweise, welche Unterrichtsmethoden in niedrigschwelligen Sprachlernangeboten für Geflüchtete sinnvoll sind. Die Fähigkeit und Motivation der Teilnehmenden, ein lernendenzentriertes, partizipatorisches Lernumfeld zu entwickeln, wird gefördert. Darüber hinaus werden in diesem Modul alle Methoden und Unterrichtstechniken, die bisher angewendet wurden (in Modul 1 und 2), sowie weitere Methoden, die von den Teilnehmenden beigesteuert werden können, zusammengefasst und kritisch reflektiert. Ziel dabei ist es, die eigenen Methoden-Toolkits der Teilnehmenden zu bereichern.