ALE schafft Perspektiven für Menschen auf der Flucht – Nachhaltige Strukturen müssen weltweit gestärkt werden

A blurry image of people walking down a trail track.
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Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag. Dieser erinnert daran, dass jedes Jahr Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Insbesondere Kriege und Gewaltkonflikte nehmen weltweit an Umfang und Intensität signifikant zu, mit gravierenden Folgen für das Leben der Betroffenen. Denn bei der Flucht in andere Landesteile oder gar andere Länder und Regionen verlieren sie nicht nur ihr häusliches und soziales Umfeld, sondern auch ihre wirtschaftliche Lebensgrundlage.

In dieser lebensverändernden Situation sind in Deutschland die Volkshochschulen wichtige Anlaufstellen für betroffene Menschen. Und auch weltweit engagieren sich Einrichtungen der Erwachsenenbildung (Adult Learning and Education – ALE) in der Arbeit mit Geflüchteten. Beginnend bei niedrigschwelligen Beratungsangeboten, die dabei helfen, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden, über Angebote zur Anerkennung beruflicher Kompetenzen und berufsbildende Trainingsangebote bis hin zu Sprachkursangeboten oder auch Angeboten zur kulturell-gesellschaftlichen Integration: ALE unterstützt Geflüchtete dabei, ihre neue Umgebung zu verstehen und sich in ihr zurechtzufinden. Zudem kann ALE durch entsprechende Angebote auch helfen, bei der lokalen Bevölkerung das Verständnis für die neu Hinzukommenden zu wecken und Barrieren abzubauen.

Beispiele aus der Arbeit von DVV International

Viele Partnerländer von DVV international befinden sich aktuell in Kriegs- und Konfliktsituationen. Gemeinsam mit seinen lokalen Partnern entwickelt das Institut daher weltweit Bildungsangebote, um Geflüchtete zu unterstützen und zugleich sowohl Fluchtursachen als auch -folgen zu bearbeiten.

Die folgenden Beispiele geben Einblicke in die weltweite Arbeit des Instituts:

Mali: Neue Perspektiven für Binnenflüchtlinge 

In Mali mussten in den Regionen Mopti und Bandiagara seit der Verschlechterung der Sicherheitslage 2012 mehr als 160.000 Menschen ihre Siedlungen wegen der anhaltenden terroristischen Angriffe verlassen. Im Juli 2023 flüchteten viele Menschen aus dem gesamten Kreis Djenné in die Gemeinde Sio und deren Hauptort Soufroulaye, wo DVV International ein kommunales Bildungszentrum unterstützt. Um den vertriebenen Familien eine neue Existenzgrundlage zu verschaffen, engagiert sich DVV International mit der Einrichtung von REFLECT-Lernzirkeln für Angehörige der vertriebenen Familien. Die REFLECT-Methode verbindet partizipative Ansätze der lokalen Entwicklung mit Alphabetisierung. Dabei werden den Teilnehmenden zum einen Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen in ihren Muttersprachen Peul und Bambara und zum anderen an ihren Bedürfnissen orientierte Kompetenzen für einkommensschaffende Aktivitäten vermittelt, wie beispielsweise die Kleintierhaltung (Ziegen, Schafe) oder der Handel mit Konsumartikeln des täglichen Bedarfs.

Ukraine: Lokale Bildungsangebote für traumatisierte Menschen und Binnenflüchtlinge

Nach Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine haben die Partnerorganisationen von DVV International in der Ukraine – lokale Erwachsenenbildungszentren in zivilgesellschaftlicher Trägerschaft – schnell reagiert und neue Angebote für traumatisierte Menschen, Binnenflüchtlinge und andere Interessierte entwickelt. Die Erwachsenenbildungszentren sind tief in ihren jeweiligen Gemeinden verwurzelt und kennen die Stimmung und Bedürfnisse der Bevölkerung gut. Sie wissen die transformative Rolle von Erwachsenenbildung zu nutzen, um die Menschen in Not dabei zu unterstützen, sich an die schwierige Lebenssituation anzupassen. Die Bildungsarbeit wurde selbst in den Zentren, die aufgrund der relativ geringen Entfernung zum direkten Kriegsgeschehen stark gefährdet sind, kaum unterbrochen. Gleichzeitig sind die Zentren Orte der Unterstützung und Koordination zivilgesellschaftlicher Initiativen und Freiwilliger, die Bedürftigen helfen und versuchen, das zivile Leben aufrechtzuerhalten.

Teilhabe von Migrant*innen in Tunesien 

Tunesien spürt die Auswirkungen von Krisen und Konflikten in Subsahara-Afrika sehr direkt, denn die Not in ihren Hei­matländern, vielfach verschärft durch gewaltsame Auseinan­dersetzungen, treibt viele Menschen gen Norden. In Tunesi­en unterstützt die Vereinigung für Leadership und Entwick­lung ALDA (Association pour le Leadership et le Développe­ment) gemeinsam mit DVV International die Migrant*innen, sich im tunesischen Alltag zurechtzufinden und sowohl sozio-ökonomisch als auch kulturell zu integrieren. 

ALDA bietet Migrant*innen umfassende Angebote, die auch Austauschveranstaltungen mit der lokalen Bevölkerung mit­einschließen. Besonders werden Neuankömmlinge im tune­sischen Dialekt geschult. Selbst wenn viele Migrant*innen Französisch- und oder Arabischkenntnisse mitbringen, bedarf der tunesische Dialekt als einer Mischung aus beiden Sprachen einer umfassenden Schulung, für die verschie­denste Materialien erarbeitet wurden. Neben Informations­kampagnen, die sich vor allem über die sozialen Netzwerke an die lokale Bevölkerung richten und für die Situation von Migrant*innen sensibilisieren, werden weitere Angebote für Migrant*innen bereitgestellt. Hierzu zählen kulturelle Angebo­te wie Theaterspielen, aber auch praktische Trainings, die eine unternehmerische Selbstständigkeit ermöglichen sollen. So wird Migrant*innen umfassend geholfen, sich ein neues Leben in Tunesien aufzubauen.

Die Beispiele verdeutlichen das große Potenzial, das ALE weltweit bei der Bereitstellung essenzieller Hilfen für Menschen in Kriegs- und Konfliktsituationen bietet. Ein funktionsfähiges, nachhaltig ausgestattetes System für ALE kann in Friedenszeiten dazu beitragen, Konflikten und gesellschaftlichen Spannungen vorzubeugen. Aber auch und gerade in Zeiten von Krieg und Gewalt sind Investitionen in Erwachsenenbildung notwendig und entfalten große Wirkung.

Mehr zum Thema

Fachpapier: Adult Learning im Kriegs- und Konfliktfall - Erfahrungen aus der Arbeit von DVV International (PDF)

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