Vom 4. bis 6. Juni 2025 fand in der Stadt Azogues in Ecuador das siebte Andentreffen (Encuentro Andino) für Erwachsenenbildung statt, an dem mehr als 100 Vertreter*innen von Regierungen, Universitäten, Zivilgesellschaft, Privatsektor und Praxis-Projekten aus sechs lateinamerikanischen Ländern und Deutschland teilnahmen. Die Veranstaltung wurde von DVV International Ecuador in Zusammenarbeit mit der Nationalen Bildungsuniversität (UNAE) organisiert.
Unter dem Motto "Brücken zwischen dem Formalen und dem Non-Formalen" förderte das Treffen den intersektoralen Dialog zur Stärkung einer integrativen, transformativen Erwachsenenbildung. Auf dem Programm standen Reden, Rundtische, Worldcafés, Workshops und pädagogische Feldbesuche, die sich mit Themen wie Migration, Frieden, Gender, Klimawandel und Interkulturalität befassten und die Teilnehmenden aus verschiedenen Sektoren zum Austausch und zur Vernetzung anregten. Auch wurde diskutiert, dass es mehr Daten zum Erwachsenenbildungs-Sektor, eine bessere Finanzierung, bessere Anerkennung und Zertifizierung von Bildungserfahrungen sowie intersektoralen Allianzen braucht, um die die Kluft zwischen formalem und non-formalen Sektor zu überwinden.
In Keynotes von DVV International Südamerika und dem UNESCO-Institut für Lebenslanges Lernen (UIL) wurden Kernelemente einer transformativen, holistischen Bildung aufgezeigt. In beiden Beiträgen wurde übereinstimmend festgestellt, dass Bildungssysteme flexibler gestaltet werden müssen, um auf gesellschaftlichen Wandel und multiple Herausforderungen reagieren zu können und gleichzeitig Wandel auch selbst aktiv mitzugestalten – in ihren Lehrkräften, Lernenden und Gemeinden. Nur dann kann Erwachsenenbildung adäquate Antworten auf dringende Herausforderungen unserer Zeit entwickeln und einen signifikanten Beitrag zur Erreichung der SDGs leisten.
Impulse für eine transformative Erwachsenenbildung
Wie transformative Bildungsangebote, die die Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden stärken und sozialen, ökologischen, politischen Wandel vorantreiben, aussehen können, wurde am Tag der Praxisbesuche der „Rutas Pedagogicas“ (pädagogische Routen) deutlich. Studierende aus dem Masterstudiengang Erwachsenenbildung der UNAE organisierten mit Unterstützung von lokalen Regierungen und Basisorganisationen Feldbesuche, die das Potenzial von ländlichen Gebieten als Bildungsräume sowie die Vorteile eines engen Praxisbezugs von Wissenschaft und Forschung verdeutlichten.
Das Treffen endete mit konkreten Vorschlägen und Verpflichtungen. So bekundeten die Bildungsministerien von Peru, Kolumbien und Ecuador ihre Absicht, die Bemühungen zur Anerkennung und Zertifizierung von Bildungserfahrungen aus dem non-formalen Bereich zu verstärken. Die UNESCO bekräftigte ihre Unterstützung für Erwachsenenbildung und schlug die Einrichtung eines UNESCO-Lehrstuhls an der UNAE vor. Das Treffen zeigte, dass sich der Erwachsenenbildungssektor in seiner Gesamtheit neu erfinden, innovative Wege gehen und mit einer Stimme reden muss, um zu zeigen, dass er als Motor für Wandel unverzichtbar ist für die Erreichung der SDGs.