DVV International in der Ukraine

DVV International setzt sich gemeinsam mit lokalen Partnern seit über zwölf Jahren für lebenslanges Lernen und die Stärkung der Erwachsenenbildung in der Ukraine ein. Wir möchten daher Einblicke in unsere Arbeit zur Stärkung der Erwachsenenbildung geben, die unsere Kolleg*innen und zivilgesellschaftlichen Partner in den letzten Jahren geleistet haben. Im Mittelpunkt standen hierbei immer der Aufbau eines Erwachsenenbildungssystems unter Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure

Demokratie, Zivilgesellschaft und internationale Verständigung fördern

DVV International setzt sich gemeinsam mit lokalen Partnern seit über zwölf Jahren für lebenslanges Lernen und die Stärkung der Erwachsenenbildung in der Ukraine ein. Das Institut ist im Jahr 2010 mit einem Regionalbüro in Kiew angetreten, um den Zugang von Erwachsenen zu qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Bildungsangeboten zu verbessern. Der plötzliche Ausbruch des Kriegs bringt schreckliches Leid für das ukrainische Volk und stellt die Weltgemeinschaft vor massive Herausforderungen. Im Mittelpunkt müssen jetzt natürlich die Sicherheit der Menschen und alle diplomatischen Anstrengungen stehen, den Krieg schnellstmöglich zu beenden. Daher sind unsere Gedanken bei unseren Kolleg*innen, den Mitarbeitenden unserer Partnerorganisationen, Projektteilnehmenden und allen Menschen in der Ukraine.

Es ist aktuell ungewiss, ob und wie wir unsere Aktivitäten in der Ukraine fortführen können. Aber das, was wir bis zum Kriegsausbruch in dem Land aufgebaut haben, haben wir stets mit viel Leidenschaft und Professionalität gemacht. Wir möchten daher Einblicke in unsere Arbeit zur Stärkung der Erwachsenenbildung geben, die unsere Kolleg*innen und zivilgesellschaftlichen Partner in den letzten Jahren geleistet haben. Im Mittelpunkt standen hierbei immer der Aufbau eines Erwachsenenbildungssystems unter Einbindung zivilgesellschaftlicher Akteure – um insbesondere benachteiligten Menschen bessere Lebensperspektiven und mehr Beteiligungsmöglichkeiten zu geben und die Demokratie im Land zu stärken.

Unsere Arbeit zum Ausbau von Erwachsenenbildungsstrukturen wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert, weitere Projekte werden durch das Auswärtige Amt gefördert. Ein qualifiziertes und motiviertes Team aus einer entsandten Fachkraft und zehn Ortskräften des Regionalbüros in Kiew steuern die vielfältigen Projekte und Aktivitäten.

Eine starke Zivilgesellschaft für starke Erwachsenenbildungsstrukturen

DVV International konnte seit Beginn seiner Aktivitäten ein solides Erwachsenenbildungsnetzwerk in der Ukraine aufbauen. Herz der Projektaktivitäten sind die lokalen Partner: aktuell neun zivilgesellschaftliche Organisationen, die angetrieben sind von dem Willen, durch Bildung demokratische und rechtsstaatliche Werte, Konfliktprävention und -lösung, Toleranz und Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe für alle Menschen zu fördern. In den vergangenen Jahren haben wir über 22.000 Menschen mit innovativen Bildungsprogrammen erreicht, über 4.000 Lehrkräfte und Bildungsmanager*innen qualifiziert und zahlreiche lokale zivilgesellschaftliche Initiativen inspiriert und begleitet. Wir arbeiten langfristig mit unseren Partnern zusammen und binden sie in den europaweiten und globalen Fachaustausch zum Lernen und zur Bildung Erwachsener ein – und inzwischen fühlen sie sich als „kleine Volkshochschulen“ und Teil einer weltweiten Bewegung der Erwachsenenbildung.

Die Partnerorganisationen bieten Bildungsprogramme an, die vor allem für sozial benachteiligte und einkommensschwache Menschen attraktiv sind. Das Spektrum der Kursprogramme reicht von Handwerks-, über IT- und Sprachkurse bis hin zur Vermittlung von soft skills und gesellschaftlicher und politischer Bildung. Wir unterstützen die Partner dabei, die Bildungsbedürfnisse der Bevölkerung zu ermitteln, eine motivierende Lernumgebung zu schaffen, qualifizierte Trainer*innen für die Bildungsarbeit zu gewinnen und sich vor Ort mit zentralen Akteuren zu vernetzen. Dazu gehört auch, Entscheidungsträger*innen in Politik und Verwaltung davon zu überzeugen, dass Investitionen in die Erwachsenenbildung wichtig für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Menschen sind. Daher beraten wir auch staatliche Akteure und vernetzen diese mit unseren zivilgesellschaftlichen Partnern, um die Rahmenbedingungen der Erwachsenenbildung nachhaltig zu verbessern. Kurz vor Ausbruch des Krieges wurde noch das erste Erwachsenenbildungsgesetz des Landes von der Regierung an das Parlament zur Verabschiedung überreicht.

Dialog der Zivilgesellschaft über Landesgrenzen hinweg  

Die in den letzten Jahren aufgebauten Strukturen haben wir auch dazu genutzt, Projekte der internationalen Zusammenarbeit umzusetzen. Mit Mitteln des Auswärtigen Amts haben wir in der Vergangenheit zahlreiche Projektvorhaben in der Ukraine implementiert, die über Landesgrenzen hinweg die Verständigung zwischen den Ländern der ehemaligen Sowjetunion (insbesondere Armenien, Belarus, Georgien und Moldau) gestärkt und zugleich Brücken zur deutschen Volkshochschullandschaft und Zivilgesellschaft gebaut haben. Dazu tragen wir seit Kurzem auch mit einem Projekt zur Förderung der Städte- und Bürgerdiplomatie bei.

Städte- und Volkshochschulpartnerschaften mit der Ukraine

In den vergangenen zwei Monaten haben die Städtepartner Celle und Sumy sowie Leipzig und Kiew hoch motiviert an gemeinsamen Ideen und Aktionsplänen gearbeitet. Die vier Städte sind mit ihren Volkshochschulen bzw. Lernzentren Teil des neu initiierten Urban X-Change Networks, das die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Dialog von Städten unter aktiver Beteiligung der Zivilgesellschaft zu kultur- und bildungspolitischen Themen fördert. Die nächsten Termine beider Städtepartner standen bereits in den Kalendern. Mit dem Ausbruch des Krieges am 24. Februar 2022 entstand jedoch eine neue Realität. Statt sich über die Gestaltung von Bildungsfestivals in Celle und Sumy oder eine gemeinsame bilinguale Multimedia-Plattform für Bürger*innen aus Kiew und Leipzig auszutauschen, geht es nun plötzlich um Fragen der Existenz und der möglichen Unterstützung.

Parallel zu den Partnerschaften mit der Ukraine arbeiten derzeit zwei weitere deutsch-britische Städtepartnerschaften (Kiel-Coventry und Aachen-Rochdale) an gemeinsamen Projekten. Die Stimmung ist auch hier gedämpft und die Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine, die durch das Projekt auch Kolleg*innen geworden sind. Auch wenn man sich noch nicht persönlich kannte, so hat das Projekt bereits jetzt eine Gemeinschaft geschaffen, die auch in schwierigen Zeiten einsteht. So hat sich beispielsweise die Volkshochschule Celle dafür eingesetzt, Familienangehörige des Partners aus Sumy bei sich aufzunehmen.

Wenn Geschichte Gegenwart wird

Auch im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts „Geschichtswettbewerbe“ sind grenzüberschreitende Solidargemeinschaften entstanden. In dem Projekt, das in Kooperation mit der Körber-Stiftung durchgeführt wird, haben sich seit 2017 über 3.500 Schüler*innen aus der Ukraine auf die Spurensuche ihrer Vorfahren gemacht. Dabei wurden sie von über 750 Lehrer*innen unterstützt, ihre lokale Geschichte eigens zu erforschen und die oftmals zentral vorgegebene Geschichtsschreibung auf Grundlage ihrer Recherchen näher zu beleuchten. Auch die Lehrer*innen betrachteten den Geschichtsunterricht nach der Teilnahme an den von DVV International und seinem Partner organisierten Schulungen mit anderen Augen.

Entstanden sind eindrucksvolle Präsentationen, Ausstellungen, Podcasts und viele weitere Produkte, die Geschichte in all ihren Facetten aufzeigt. Die Gewinner*innen der Wettbewerbe treffen in einem History Camp mit Schüler*innen aus Armenien, Georgien und Moldau zusammen und erleben dort Menschlichkeit und Miteinander über Landesgrenzen hinweg. Im aktuellen Projektjahr steht der Wettbewerb in der Ukraine unter dem Motto „Sowjetische Vergangenheit: Die Geschichte neu denken“. Dass Geschichte auf einmal gegenwärtig wird, mussten alle Beteiligten schmerzhaft erfahren, als am 24. Februar 2022 das russische Regime in die Ukraine einmarschierte.

Aufgebaute Strukturen in Gefahr – bleibende Veränderungen bei den Menschen

Das, was wir zusammen an acht Standorten der Ukraine aufgebaut haben, ist jetzt im Krieg akut von Zerstörung bedroht: in den stark umkämpften Städten Sumy im Nordosten des Landes unweit der Grenzen zu Russland, sowie in Melitopol und Mykolajiw im Südosten, in Poltawa, Nikopol, Winnyzja, Lwiw und Kiew. Ein wenig Hoffnung macht, dass unsere Bildungsaktivitäten bleibende Veränderungen ermöglicht haben bei den Menschen, die sich nun für Freiheit und Demokratie in der Ukraine einsetzen.  

Unsere Arbeit

Weltweit

DVV International arbeitet mit mehr als 200 Partnern in über 30 Ländern.

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