Was bedeutet es, als Erwachsene*r lesen und schreiben zu lernen, was sind Herausforderungen und wie verändert sich das eigene Leben dadurch? Wir haben Lernende aus Projekten in unseren afrikanischen Partnerländern gefragt.
Kombaté Koagbéne ist 33 Jahre alt und lebt in der Gemeinde Tandjouré in der Region Savanes, Togo.
Warum wollten Sie lesen und schreiben lernen?
Ich wollte lesen und schreiben lernen, aus dem einfachen Grund, weil ich es als Kind nicht lernen konnte. Meine Eltern wollten nicht, dass ich zur Schule gehe. Für sie war es wichtiger, dass ich auf meine kleinen Brüder aufpasse und die Tiere auf die Weide bringe.
Was ist das Schwierigste am Lernen als Erwachsene?
Die größte Herausforderung für mich ist, dass ich durch das Lernen Zeit verliere, die ich eigentlich für meine wirtschaftlichen Aktivitäten bräuchte. Es ist für mich auch nicht immer leicht, in meinem Alter noch mal mit einem Schulmädchen gleichgesetzt zu werden. Ich schäme mich manchmal, zur gleichen Zeit wie mein Kind in die Schule zu gehen.
Was bedeutet das Lernen für Sie? Wie hat sich Ihr Leben verändert?
Das Lernen bedeutet für mich vieles: Erstens kann ich endlich das nachholen, was ich in der Schule verpasst habe. Zweitens kann ich mich persönlich weiterentwickeln: Die Dinge, die ich hier gelernt habe, haben mir meine Angst und Unsicherheit genommen. Bevor ich den Kurs besucht habe, habe ich mich kaum getraut, mich öffentlich zu äußern. Jetzt kann ich vor einer Gruppe und sogar vor Ihnen sprechen. Außerdem verstehe ich heute, was mein Kind in der ersten Klasse auf seine Schiefertafel schreibt. Ich weiß, was die Buchstaben a, o, i bedeuten – und das ist eine große Freude für mich. Ich kann nun auch Mengenangaben und Rezepte lesen und so den Erdnusskuchen, den wir hier in der Gruppe herstellen, selbst backen.
Welche Botschaft möchten Sie anderen Erwachsenen mitgeben, die nicht lesen und schreiben können?
Alle, die wie ich nicht zur Schule gegangen sind, möchte ich ermutigen, in unsere Fußstapfen zu treten und einen Alphabetisierungskursen zu besuchen! Heute können mich die Fahrkartenverkäufer nicht mehr betrügen, weil ich die Zahlen 50, 100 und 200 auf dem Geldschein lesen kann. Erwachsenenbildung ist für uns, die wir nicht das Glück hatten, als Kinder zur Schule zu gehen, eine große Chance.