Unter dem Motto „Adult learning and education to create the world we want” fand vom 11. bis 13. Juni 2015 die IX. Hauptversammlung des Internationalen Rates für Erwachsenenbildung (ICAE) in Montreal, Kanada, statt. Mehr als 400 Delegierte aus allen Weltregionen diskutierten den Istzustand des Erwachsenenbildungssektors sowie dessen strategische Herausforderungen in den kommenden vier Jahren.
Der scheidende ICAE-Präsident Alan Tuckett betonte in seiner Rede die Bedeutung des gleichen Zugangs zu einer qualitativ hochwertigen lebenslangen Bildung für alle, sowie das Engagement von ICAE für Benachteiligte. Viel zu viele Frauen, Mädchen und indigene Bevölkerungsgruppen sind weiterhin von Bildung ausgeschlossen. Alphabetisierung bleibt ebenfalls eine große Herausforderung. Auch die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, der Trend zur Privatisierung von Bildung und die Ausgrenzung älterer Menschen (selbst aus den Hauptbildungsstatistiken) stellen beunruhigende Entwicklungen dar. Die Erklärung der Hauptversammlung bestätigte erneut die Position von ICAE, dass lebenslanges Lernen, einschließlich der Erwachsenenbildung und der informellen Bildung, ein Menschenrecht ist. Der Staat hat die Pflicht, diesen Bereich hinreichend zu finanzieren und eine faire und angemessene Entlohnung aller Lehrerinnen und Lehrer sowie aller Trainerinnen und Trainer zu gewährleisten.
In den vergangenen vier Jahren ist es ICAE gemeinsam mit seinen Partnern in der Zivilgesellschaft, der UNESCO und einigen Staaten gelungen, das lebenslange Lernen in der künftigen globalen Entwicklungsagenda, den sogenannten Sustainable Development Goals, zu verankern. Das bedeutet eine erhebliche Veränderung gegenüber der alleinigen Ausrichtung auf die Primarausbildung, wie sie im Jahr 2000 in die Millennium-Entwicklungsziele aufgenommen worden war. Allerdings ist es nach wie vor schwierig, diese Errungenschaft in eine konkrete Unterstützung des Sektors auf nationaler und globaler Ebene sowie innerhalb der Gebergemeinschaft zu verwandeln. Dort wird Bildung oftmals noch auf den klassischen formalen Sektor beschränkt.
Katarina Popovic, Generalsekretärin von ICAE, hob in ihrer Rede auch die Arbeit der vom ICAE organisierten Academy for Lifelong Learning Advocacy (IALLA) hervor, die sich zu einem anerkannten Format für die Vorbereitung der nächsten Generation von Aktivistinnen und Aktivisten im Bereich des lebenslangen Lernens entwickelt hat. Viele IALLA-Absolventinnen und –Absolventen waren in Montreal anwesend und haben durch ihre Ideen und Beiträge die Hauptversammlung inspiriert.
Die IX. Hauptversammlung stand auch im Zeichen des Wandels innerhalb von ICAE. Die Delegierten brachten ihren tiefen Respekt und Dank gegenüber Alan Tuckett, dem scheidenden ICAE-Präsidenten, sowie gegenüber Celita Eccher, der Generalsekretärin von 2002 bis 2014, zum Ausdruck. Ihre Leistung wurde hoch geschätzt und als Verpflichtung für die Zukunft verstanden. Die Delegierten wählten Sandy Morrison aus Neuseeland zur neuen Präsidentin des ICAE. In ihrer Rede lud sie alle Mitglieder dazu ein, gemeinsam als Team die Zukunft des Rates und der globalen Erwachsenenbildungsbewegung mitzugestalten. Aminata Bolly aus Burkina Faso wurde zur Schatzmeisterin und Uwe Gartenschläger vom DVV International zum Vizepräsidenten für Europa gewählt.
Am Ende der Hauptversammlung bedankten sich die Delegierten und der Vorstand von ICAE bei den kanadischen Gastgebern und allen Unterstützern, darunter den Hauptgeldgebern der Veranstaltung, wie der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), und dem UNESCO Institute for Lifelong Learning (UIL).
Weitere Informationen finden sich auf der Website des ICAE unter www.icae2.org und auf der Website zur World Assembly http://www.waam2015.org