DVV International und sein türkischer Partner beraberce bilden Friedensbildnerinnen und -bildner aus

Das Programm der Weiterbildung zu Friedensbildnerinnen und -bildnern hatte im Dezember 2020 begonnen. Aus über 200 Bewerbungen wurden 58 Interessierte ausgewählt. Das Programm wurde größtenteils online durchgeführt, fand aber einen Abschluss in Präsenz.

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„Ich dachte immer, ich wäre für Frieden. Ich habe hier gemerkt, dass ich mich nie wirklich damit beschäftigt hatte, was Frieden eigentlich bedeutet, wie ich dazu stehe und was Frieden mit mir persönlich zu tun hat.“

Diese Aussage einer Lehrerin, die am Friedensbildungsprogramm des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts Hatırla! / Erinnere! des Vereins beraberce (türk. für gemeinsam) und des Instituts für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV International) teilnahm, veranschaulicht die Wirkung des Programms auf die Teilnehmenden.

Diversität der Teilnehmenden

Das Programm der Weiterbildung zu Friedensbildnerinnen und -bildnern hatte im Dezember 2020 begonnen. Aus über 200 Bewerbungen wurden 58 Interessierte ausgewählt. Die Teilnehmer*innen kamen aus allen Gebieten der Türkei – aus Çanakkale im Westen und Mardin im Südosten, aus Bartın am Schwarzmeer und Antalya am Mittelmeer. Es waren sehr viele Lehrerinnen und Lehrer und Dozentinnen und Dozenten an Volksbildungszentren (ähnlich den Volkshochschulen in Deutschland), Master- und Promotionsstudierende sowie Mitarbeitende lokaler Verwaltungen und von zivilgesellschaftlichen Organisationen vertreten. 

Online-Schulung mit Face-to-face-Abschluss

Das Programm wurde online durchgeführt. Einerseits wegen der Pandemie, andererseits um Interessierten aus allen Teilen des Landes eine Teilnahme zu ermöglichen. Es wurden zwei Gruppen gebildet, die in Friedensthemen (Friedenskultur, Friedenstheorien, gewaltfreie Kommunikation, Dialog und Versöhnung) sowie in den Grundalgen der transformativen Erwachsenenbildung sowohl theoretisch als auch anwendungsorientiert geschult wurden. Aber fast wichtiger als die Themen war die Methode der Vermittlung: Es wurde ein sicherer Raum geschaffen, in dem alle frei ihre Meinung äußern konnten. Die Erwachsenenbildnerinnen und -bildner des Vereins beraberce fungierten als Moderatorinnen und Moderatoren. Mit verschiedenen Methoden regten sie Selbstlernprozesse sowie eine Auseinandersetzung mit sich selbst und mit kaum hinterfragten Meinungen an und schulten die Teilnehmenden im kritischen Denken. Eine Teilnehmerin, aktive Menschenrechtlerin und seit Jahren als Erwachsenenbildnerin in verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen tätig, betonte in der Endauswertung, sie habe noch nie ein solches demokratisches Lernklima kennengelernt und werde ab jetzt ihre Angebote sicherlich völlig anders planen und vermitteln.

Obwohl die Fluktuation in Online-Programmen in der Regel sehr hoch ist, war die Beteiligung beständig hoch. Gekrönt wurde das Programm durch ein intensives Arbeitscamp im Juni 2021 mit beiden Gruppen, das in Präsenz im Freien (mit dem notwendigen Abstand) stattfinden konnte. Mit Unterstützung der Metropolregierung Izmir trafen sich 42 Teilnehmende und 5 beraberce Mitarbeitende im Badeort Çeşme, arbeiteten gemeinsam an neuen Lernmodulen der Friedensbildung, tauschten sich aus, planten weitere Angebote, werteten das Programm aus, kritisierten, diskutierten, lernten – und schwammen, spielten und feierten gemeinsam.

Der Praxistest nach der Schulung

Ab Juli beginnt die neue Phase der Friedensbildung: Die nun geschulten Friedensbildnerinnen und -bildner werden in ihren jeweiligen Kontexten ihre eigenen Friedensbildungsangebote durchführen – eine Teilnehmerin will im konservativen Urfa eine Schulung für Sozialarbeiterinnen und -arbeiter in der Flüchtlingsarbeit durchführen, ein Schulleiter sein Kollegium schulen. Zwei Lehrerinnen überarbeiten Kinderbücher und ein Dozent der Volksbildung führt einen Friedens-Workshop zum Geschichten-Erzählen durch, eine Universitätsdozentin will Inhalte der Schulung in ihre Seminare übernehmen und ein Jugendsozialarbeiter Rollenspiele für Jugendliche durchführen.

Eine Doktorandin aus dem kurdischen Diyarbakır, die zahlreiche Erfahrungen mit Gewalt und Gegengewalt, staatlichen Übergriffen und Menschenrechtsverletzungen machen musste, sagte in ihrem Abschlussstatement, dass sie bisher Friedensbildung wahrnahm als ein Format, in dem meist ältere, männliche Autoritäten sprachen und sie sich dazu Notizen machte. Jetzt habe sie erlebt, was Demokratie und Frieden sein könnten und was sie dafür tun könne…

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