Paulo Freire und nachhaltige Entwicklung – internationale Konferenz auf Kuba

„Paulo Freire und nachhaltige Entwicklung“ – so lautete das Thema der 8. Internationalen Konferenz „Präsenz von Paulo Freire“, die vom 2. – 6. Mai in Cienfuegos, Kuba stattfand. 

250 Teilnehmende aus über 15 lateinamerikanischen Ländern diskutierten gemeinsam zum Thema „Educación Popular (zu Deutsch etwa: ‚Volksbildung‘) und Nachhaltige Entwicklung - Wie kann die Mutter Erde gerettet werden?”.

Die Konferenz wurde federführend organisiert vom Dachverband der kubanischen Pädagogen (Asociación de Pedagogos de Cuba - APC), ein Partner von DVV International, in Zusammenarbeit mit argentinischen, brasilianischen und kubanischen Universitäten und weiteren kubanischen Organisationen.

Die Werke und Ideen von Paulo Freire spielen in der lateinamerikanischen Jugend- und Erwachsenenbildung nach wie vor eine zentrale Rolle. Sie beschäftigen sich mit Bildung als Werkzeug einer gesellschaftlichen Transformation im Interesse der ausgegrenzten gesellschaftlichen Gruppen. 

In Anbetracht von Klimaveränderung und Umweltzerstörung beschäftige sich die Konferenz mit der Frage, was der Ansatz von Paulo Freire in den Bereichen Kultur, Nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz und Klimawandel in Theorie und Praxis bewirken kann. Dabei wurden sowohl das schulische als auch das außerschulische Umfeld sowie die Ebene lokaler Gemeinschaften in den Blick genommen. In Cienfuegos gibt es bereits viele Projekte, mit denen der Dachverband APC den Ansatz Paulo Freires umsetzt. Elf davon waren ausgewählt worden, um den Teilnehmenden am ersten Tag der Konferenz einen Einblick in die gelebte Praxis zu ermöglichen.

Am zweiten und dritten Tag der Konferenz wurden diese Projektbesuche diskutiert und ausgewertet. Dabei wurden Gemeinsamkeiten der verschiedenen Projekte herausgearbeitet. Dazu gehört, dass mit den vorgestellten partizipativen Methoden der Educación Popular ein reicher, kollektiver Lernprozess möglich ist. Trotz (oder vielleicht auch wegen) meist fehlender finanzieller Mittel war Engagement, Kreativität und kubanische Lebensfreude bei allen Projekten spürbar.

Doch auch Defizite und Schwächen wurden benannt. Generell fehlt es an ökonomischen Ressourcen und viele Lehrkräfte verfügen nicht über ausreichende Kenntnisse über den Ansatz der Educación Popular. Defizite gibt es auch in der Gleichstellung der Frauen, was sich z.B. am verbreiteten Machoverhalten der Männer ablesen lässt. Und schließlich herrscht oft noch Unwissenheit darüber, was nachhaltige Entwicklung eigentlich bedeutet.

Die Teilnehmenden machten auf dieser Grundlage viele konstruktive Vorschläge zur Verbesserung. So rieten sie unter anderem zu einer verstärkten Aus- und Fortbildung von Lehrkräften und Elternvertreter/innen in den Methoden, Inhalten und Konzepten der Educación Popular. Angeregt wurde auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem formalen, sehr hierarchischen Schulsystem und Organisationen, die Erfahrung mit Educación Popular haben. Wichtig sei eine lateinamerikanische Theorie von Entwicklung, die sich anlehnt an das Konzept das Buen Vivir aus Ecuador und Bolivien, und ein Diskussionsprozess darüber, was nachhaltige Entwicklung in Lateinamerika bedeutet. Entsprechend des Ansatzes von Educación Popular sollte dabei nicht nur neue Methoden entwickelt und angewandt werden, sondern vor allem politische Emanzipation und gesellschaftliche Transformation im Mittelpunkt stehen.

Die Konferenz stieß bei allen Teilnehmenden auf positive Resonanz. Vor dem Hintergrund der oft gehörten These, die junge kubanische Generation interessiere sich nicht für den gesellschaftlichen Wandel, wurden insbesondere auch die rege Teilnahme und das große Interesse von jungen Menschen während der Konferenz begrüßt.  

Für die nächste Konferenz, die für Mai 2016 bereits geplant ist, wurde das Thema „Educación Popular und Ernährungssouveränität oder Solidarische Ökonomie“ vorgeschlagen.

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