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CONFINTEA VII: Transformation braucht Investitionen in Erwachsenenbildung

Vom 15. bis 17. Juni 2022 brachte die CONFINTEA VII die weltweite ALE-Gemeinschaft in Marrakesch, im Königreich Marokko zusammen. Die CONFINTEA (Conférence internationale sur l'éducation des adultes) findet seit 1949 alle zwölf Jahre unter der Schirmherrschaft der UNESCO statt. Sie ist das zentrale globale Format für den Austausch und die Festlegung von Zielen im Bereich der Erwachsenenbildung.

© UNESCO Institute for Lifelong Learning

© UNESCO Institute for Lifelong Learning

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Vom 15. bis 17. Juni 2022 brachte die CONFINTEA VII die weltweite ALE-Gemeinschaft in Marrakesch, im Königreich Marokko zusammen. Die CONFINTEA (Conférence internationale sur l'éducation des adultes) findet seit 1949 alle zwölf Jahre unter der Schirmherrschaft der UNESCO statt. Sie ist das zentrale globale Format für den Austausch und die Festlegung von Zielen im Bereich der Erwachsenenbildung. Die Vorbereitung der CONFINTEA VII in Marrakesch  ̶  der ersten, die auf dem afrikanischen Kontinent stattfand  ̶  wurde durch die COVID-19-Pandemie erheblich behindert. Es wurde daher als Erfolg gewertet, dass mehrere hundert Delegierte in Marrakesch zusammentreffen konnten. Sie repräsentierten die Mehrheit der UNESCO-Mitgliedstaaten. Für Akteur*innen der Jugendbildung, den Privatsektor und die Vertreter*innen der Zivilgesellschaft fanden zahlreiche eigene Foren zur Vorbereitung auf die Hauptveranstaltung statt. Das Forum der zivilgesellschaftlichen Organisationen wurde vom Internationalen Rat für Erwachsenenbildung (ICAE) organisiert. Es verabschiedete einen starken zivilgesellschaftlichen Appell mit den wichtigsten Forderungen der vertretenen Gruppen.

Der CONFINTEA-Prozess

Für die Bewertung der Ergebnisse und ihrer Relevanz für die nationale und globale Arbeit ist das zu berücksichtigen, was die UNESCO den "CONFINTEA-Prozess" nennt: der Zeitraum von fast zwei Jahren vor der eigentlichen Konferenz. Für DVV International dabei war das Schlüsselereignis die virtuell durchgeführte  ̶  regionale und subregionale  ̶  Vorbereitungskonferenz für Europa und Nordamerika im Jahr 2021. Sie bot eine einzigartige Gelegenheit, die maßgeblichen Entwicklungen in der Erwachsenenbildung auf regionaler Ebene zu reflektieren, um die wichtigsten Ergebnisse dann in den globalen Prozess einfließen zu lassen. Die Vorbereitungstreffen trugen dazu bei, die Konferenz in Marrakesch zu einer Bottom-up-Veranstaltung zu machen.

DVV International war in Marrakesch als Mitglied der deutschen Delegation vertreten durch Christoph Jost, den Leiter von DVV International, und Uwe Gartenschläger, den stellvertretenden Leiter. Den Netzwerken der Erwachsenenbildung war es bereits gelungen, viele Anliegen in den Entwurf des Abschlussdokuments "Marrakech Framework for Action" (MFA) einzubringen. Durch intensive Lobbyarbeit konnten vor Ort weitere Verbesserungen erreicht werden, z.B. eine Benchmark für Weiterbildungsbeteiligung.

Das MFA: Meilenstein und Herausforderung

Eine erste Analyse des MFA durch DVV International hebt mit Blick auf die künftige Arbeit folgende Punkte hervor:

In erster Linie wird ALE als ein mächtiger Akteur gesehen, der die Menschen in die Lage versetzt, die vielfältigen Veränderungen, mit denen unsere Gesellschaften und unser Planet konfrontiert sind, zu verstehen, zu meistern und zu gestalten. Diese grundlegende Überzeugung von der transformativen Kraft der Erwachsenenbildung und -erziehung kommt bereits im Titel des MFA  zum Ausdruck.

Das MFA definiert Erwachsenenbildung als unverzichtbaren Teil eines auf lebenslanges Lernen ausgerichteten Bildungssystems. Dazu gehört auch eine klare Terminologie. Leider werden die Begriffe „lebenslanges Lernen“ und „Erwachsenenbildung (ALE)“ zunehmend synonym verwendet. Demgegenüber unterstreicht das MFA, dass ALE ein eigenständiges Handlungsfeld ist (§9). Der Orientierungsrahmen betont auch die entscheidende Rolle der Erwachsenenbildung für die Erreichung der „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der UNESCO (§§ 30, 40). Er hebt die essenzielle Bedeutung der Grundbildung für gesellschaftliche Teilhabe hervor (§16). Der Begriff Grundbildung ist weit gefasst und schließt die digitale Bildung als bedeutendes Thema ein.

Das MFA betont auch nachdrücklich die Rolle der Erwachsenenbildung bei der Bewältigung komplexer Transformationsprozesse, insbesondere bei der digitalen und der ökologischen Transformation sowie den Umwälzungen in der Arbeitswelt (§§ 17, 18, 19).

Darüber hinaus unterstreicht das MFA, dass der Erfolg der Erwachsenenbildung von ihrer institutionellen und organisatorischen Weiterentwicklung abhängt. Es muss ein eigenständiges, unabhängiges System der Erwachsenenbildung geschaffen bzw. ausgebaut werden, mit soliden Institutionen vor allem auf kommunaler Ebene. Auch ein modernes System zur Anerkennung von Kompetenzen muss geschaffen werden. (§§23-25).

Nicht zuletzt ist das MFA das erste globale Abkommen, das Benchmarks für die jährliche Teilnahme an der Erwachsenenbildung nennt (§ 32). Aus globaler Sicht ist dies ein weiteres bedeutendes Ergebnis.

Alles in allem sind die in Marrakesch gefassten Beschlüsse äußerst vielversprechend für unsere Arbeit. Unsere Aufgabe ist es nun, diese Ergebnisse zu sammeln und sie in unserer Lobbyarbeit optimal zu nutzen.

Der Autor

Uwe Gartenschlaeger ist stellvertretender Leiter von DVV International.
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