Neue Wege für Unternehmerinnen in Afghanistan

Drei Afghanische Unternehmerinnen sitzen zwischen Stoffen zusammen.
Die Schulungen von ANAFAE vermitteln neben handwerklichen Fertigkeiten auch betriebswirtschaftliches Wissen

Das Bildungsverbot für Frauen und Mädchen, massive Einschränkungen ihrer Beschäftigungsmöglichkeiten, die Verschlechterung der Gesundheitsversorgung und die um sich greifende Armut haben katastrophale Auswirkungen auf Frauen in Afghanistan. Der langjährige Partner von DVV International, die Afghan National Association for Adult Education (ANAFAE), nutzt seine engen Beziehungen zu Gemeinden und lokalen Entscheidungsträgern, um kreative Wege zu finden, die Entwicklung von Frauen zu fördern, ohne ihre Sicherheit zu gefährden. Frau Roqia*, Schneiderin und Mutter von zwei Kindern, ist eine von 45 Teilnehmerinnen eines Kurses für Unternehmerinnen. Hier berichtet sie, wie sie ihr Geschäft trotz aller Einschränkungen weiter ausbaut.

„Mein Unternehmen ist auf die Anfertigung von Kleidung für Frauen und Mädchen spezialisiert. Ich biete alles an – von traditionellen und kulturellen Gewändern bis hin zu Braut- und Festtagskleidung. Derzeit beschäftige ich fünf Frauen und bilde neue Auszubildende im Schneiderhandwerk aus, um mein Geschäft weiterzuentwickeln. 

Seit die De-facto-Regierung die Macht übernommen hat, stehe ich vor großen Herausforderungen. Da weniger Frauen außerhalb des Hauses arbeiten, ist die Nachfrage nach maßgeschneiderter Kleidung gesunken, was zu geringeren Umsätzen führt. Reisebeschränkungen und Sicherheitsbedenken erschweren die Beschaffung von Materialien sowie die Erreichbarkeit meiner Kundinnen. Frauen dürfen ihr Haus nur noch in Begleitung eines Mannes verlassen, was meine Geschäftstätigkeit zusätzlich einschränkt. Zudem hat der wirtschaftliche Abschwung viele Haushaltsbudgets drastisch reduziert, sodass Familien das Nötigste vor maßgeschneiderte Kleidung stellen. Da sich meine Werkstatt in meinem Haus befindet, basiert mein Marketing hauptsächlich auf Mundpropaganda und privaten Netzwerken. Gleichzeitig wird die digitale Präsenz immer wichtiger, um neue Kundinnen zu gewinnen.

Um mein Geschäft aufrechtzuerhalten und auszubauen, habe ich an einem ANAFAE-Schulungskurs teilgenommen – eines der wenigen Bildungsangebote, das Frauen unter den aktuellen Einschränkungen noch offensteht. Die Schulung half mir, meine Nähtechniken auf den neuesten Stand zu bringen und mich an die veränderten Bedürfnisse meiner Kundinnen anzupassen. So steigt beispielsweise die Nachfrage nach schlichter, traditioneller afghanischer Kleidung mit individueller Note.

Neben der handwerklichen Weiterbildung vermittelte der Kurs grundlegendes betriebswirtschaftliches Wissen, darunter Preisstrategien, Onlineverkäufe, Fernbestellungen, Hauslieferungen und Social-Media-Marketing. Besonders wertvoll war es für mich zu lernen, wie ich meine Auszubildenden noch besser fördern und anleiten kann, da sie einen wichtigen Beitrag zur Produktion leisten und die Qualität der gefertigten Kleidung erhöhen. Der Austausch mit den Lehrkräften und anderen Teilnehmerinnen ermöglichte es uns, Strategien zu entwickeln, wie wir mit den neuen Einschränkungen umgehen und unsere Unternehmen weiterhin betreiben können.

Trotz aller Herausforderungen bleibe ich entschlossen, Schneiderdienstleistungen und Ausbildungsmöglichkeiten für Frauen anzubieten. Durch die Anpassung meiner Geschäftsstrategien strebe ich danach, meine Werkstatt in diesem sich stetig wandelnden Umfeld zu erhalten und weiter auszubauen.“

*Der Name wurde geändert, um die Anonymität der Unternehmerin zu wahren.

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