In der Berichterstattung zu den Palästinensischen Gebieten wiederholen sich Nachrichten über den immer wieder eskalierenden Konflikt mit Israel und über schwierigste Lebensbedingungen. Das prägt das Bild einer Region im Krisenkreislauf. Nazaret Nazaretyan, bei DVV International für den Mittleren Osten zuständig, empfiehlt, genauer hinzuschauen: „Zehn Jahre Zusammenarbeit in der Erwachsenenbildung haben viele einzelne Menschen und auch ganze Kommunen vorangebracht.“
Seit 2012 wirkt DVV International mit Förderung des BMZ vor Ort, schafft Angebote zum Erwerb beruflicher Qualifikationen, unterstützt den Aufbau von Erwachsenenbildungszentren und bildet Trainer*innen aus. 2020 kam ein ehrgeiziges Projekt hinzu, das BMZ und EU gemeinsam finanzieren: Unter dem Titel „Stories of Palestine“ will es die kulturelle Identität der Menschen in der Region stärken - und damit auch die Zivilgesellschaft. Dafür initiieren acht Erwachsenenbildungszentren Aktivitäten, die das kulturelle Erbe der Palästinenser*innen nicht nur pflegen, sondern es auch fortschreiben.
Zum Jubiläum Besuch bei Volkshochschulen im Rheinland
Über die Bilanz der ersten zehn Jahre berichteten Erwachsenenbildner*innen aus Ostjerusalem, dem Westjordanland und dem Gazastreifen im September ihren Kolleg*innen im Rheinland. Im Mittelpunkt ihrer Studienreise stand der Austausch mit Expert*innen für Erwachsenenbildung in Bonn und Umgebung. Dabei ging es ihnen auch darum, Strukturen kennenlernen, die in den Palästinensischen Gebieten als Modell dienen können. „In den Volkshochschulen Bonn und Rhein-Sieg haben sich die Kolleg*innen insbesondere über das Zusammenwirken von Bildungszentren und Kommune informiert“, sagt Nazaret Nazaretyan. Darüber hinaus habe die gemeinsame Reise auch zur Vernetzung zwischen den Gebieten beigetragen.
Gäste zeigten sichtbare und greifbare Ergebnisse
Bei DVV International in Bonn stellten die Gäste Kunst und Kunsthandwerk aus, die in Erwachsenenbildungszentren in den Palästinensischen Gebieten entstehen. Ausdrucksstarke Zeichnungen, aber auch farbenfrohe Stickerei und Keramik spiegeln und stiften Identität.
Unter den Ausstellungsstücken waren auch Bilder der Künstlerin Sukayba Jubour. Sie ist eine der Frauen, denen die Förderung der Erwachsenenbildung in der Region Chancen eröffnet. Ihr Kunststudium an der Al-Quds Universität (Ost Jerusalem) setzte Sukayba Jubour gegen den Widerstand ihrer Familie durch. Trotz ihres glänzenden Abschlusses fand sie dreizehn Jahre lang keine Arbeit. Jetzt ist die Mutter von sechs Kindern im Erwachsenenbildungszentrum Al-Karmel tätig, das DVV International mit BMZ-Mitteln gegründet hat. Dort kann sie beides weitergeben: künstlerische Inspiration und emanzipatorischen Elan.