Auf Einladung von DVV International reiste vom 23. bis 28. November eine algerische Delegation nach Deutschland, um mehr über die Arbeit der Volkshochschulen und das System der (non-formalen) Erwachsenenbildung zu erfahren und sich mit den deutschen Kolleg*innen auszutauschen.
Die siebenköpfige Delegation umfasste Vertreter*innen von drei für die Erwachsenenbildung zentralen algerischen Ministerien: dem Bildungsministerium, dem Ministerium für Berufliche Bildung sowie dem Landwirtschaftsministerium.
Vielfältig, niedrigschwellig, bedarfsorientiert: die vhs in Deutschland
Während ihrer Reise hatten die algerischen Gäste die Gelegenheit, die Arbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbands auf allen Ebenen kennenzulernen: vom nationalen Dachverband über die regionalen Landesverbände bis hin zur Arbeit der vhs vor Ort.
Bei Besuchen der vhs Rhein-Sieg und der vhs Frankfurt konnte sich die Delegation einen Eindruck von der Arbeit und der lokalen Bedeutung der Volkshochschulen verschaffen. Die Delegation zeigte sich beeindruckt von dem breitgefächerten Angebot der vhs und tauschte sich mit den deutschen Kolleg*innen zu Themen wie Bedarfserfassung, Qualitätssicherung, Professionalisierung von Lehrkräften sowie Digitalisierung und künstlicher Intelligenz aus.
Algerien verfügt über reiche Expertise und langjährige Erfahrung unter anderem in den Bereichen Alphabetisierung, berufliche und landwirtschaftliche Bildung. Der Fokus bei allen Besuchen lag daher auf dem Erfahrungsaustausch und dem gegenseitigen Lernen.
Kommunale Verantwortung für Erwachsenenbildung in Deutschland
Viel diskutiert wurde auch die Rolle der Kommunen bei der Bereitstellung von Erwachsenenbildung. Dies wurde nicht nur im Austausch mit den Volkshochschulen deutlich, sondern auch beim Besuch der Abteilung für allgemeine Weiterbildung im Nordrhein-Westfälischen Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Eine wichtige rechtliche Grundlage bildet das Weiterbildungsgesetz NRW, welches die Einrichtung und Unterhaltung von Volkshochschulen als „Pflichtaufgabe“ der Kommunen definiert.
Auf großes Interesse stieß in diesem Zusammenhang die Arbeit des Landesweiterbildungsrats NRW. Das Gremium umfasst Vertreter*innen des Ministeriums und anerkannter Weiterbildungsorganisationen, darunter die Volkshochschulen, und berät das Ministerium zu allen Fragen der allgemeinen Weiterbildung.
Weitere Stationen der Studienreise waren das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) und das Wuppermann Bildungswerk.
Inspirationen für die weitere Zusammenarbeit
Zum Abschluss betonten die Teilnehmer*innen die Vorbildfunktion des deutschen Erwachsenenbildungssystems im Allgemeinen und der Volkshochschulen im Besonderen. Hervorgehoben wurden unter anderem das professionelle Management der vhs, ihre konsequente Orientierung an den Bedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen sowie die Einbindung aktueller gesellschaftlicher Themen, beispielsweise in den Bereichen künstliche Intelligenz, politische Bildung und nachhaltige Wirtschaft.
Auch die gesetzliche Anerkennung der non-formalen Erwachsenenbildung und ihre kommunale Unterstützung wurden als zentrale Erfolgsfaktoren gesehen, mit positiven Effekten auf einen stabilen Arbeitsmarkt und den sozialen Zusammenhalt. Zudem nahm die Delegation die starke Rolle zivilgesellschaftlicher Organisationen im deutschen Weiterbildungssystem als inspirierendes Modell wahr.
Die Erfahrungen und Erkenntnisse der Studienreise werden in die weitere Zusammenarbeit von DVV International und seinen Partnern in Algerien einfließen – beispielsweise bei der Förderung der sektorübergreifenden Zusammenarbeit und der Entwicklung einer gemeinsamen Vision oder in Bereichen wie der Professionalisierung von Lehrkräften und der Digitalisierung der Lehre.