Ist die ganze Welt ein Dorf? Schülerinnen und Schüler wagen den Blick über den Tellerrand

vhs Görlitz organisiert Projekttage zum Globalen Lernen für Schulen

„Alles, was wir tun, was wir kaufen und konsumieren, hat Auswirkungen auf Mensch und Natur. Es ist wichtig, dies den Schülerinnen und Schülern vor Augen zu führen und zu zeigen, dass sie die Welt mit ein paar Entscheidungen verändern und lebenswert gestalten können.“


Wenn Perla das Haus verlässt, sich auf den Weg zur Schule macht, ist es in den Wintermonaten noch stockfinster und bitterkalt. Der Schnee wird von kräftigen Böen durch die Straßen gewirbelt und türmt sich an manchen Stellen meterhoch. Eingehüllt in einen gefütterten Wintermantel, Mütze, Schal sowie dicke Handschuhe, macht sie sich auf ihren langen Weg zur Schule. Mit jedem Schritt sinkt das Mädchen bis zu den Knien in die Schneewehen ein. So etwas kennt Alphonsine nicht. Ihr Schulweg führt sie durch karge Landschaften, in denen die Trockenzeit lang ist und die Sonne unerbittlich brennt.

Begleitet werden die beiden Mädchen, ebenso wie 14 weitere Kinder aus verschiedensten Regionen der Erde, von Schülerinnen und Schülern aus Deutschland. Sie erleben, vor welchen Herausforderungen die beiden Mädchen tagtäglich stehen, erfahren von ihren Hoffnungen und Träumen, aber auch von ihren Sorgen und Ängsten. Denn die Heimat der Kinder ist bedroht durch Umweltschäden, wie Wasserverschmutzung, Radioaktivität, Brandrodung oder den Klimawandel. Weil er den Geschichten der Kinder eine Stimme gibt, ist der Dokumentarfilm „Nicht ohne uns“ Teil eines Projektes für Schulklassen, das die Volkshochschule Görlitz gemeinsam mit DVV international, dem Tierra – Eine Welt e.V. und Schulen aus der Stadt und dem Umland umsetzt.

Gemeinsam für Bildung

Schon seit 2012 organisiert die vhs Görlitz die Projekttage im Rahmen des Globalen Lernens. „Es ist wirklich toll, was wir in den vergangenen zehn Jahren aufbauen konnten“, erklärt Christiane Schmidt, Leiterin des Fachbereiches Politik – Gesellschaft – Umwelt an der Volkhochschule und Projektverantwortliche. „Dass wir diese entwicklungspolitische Arbeit schon so lange Zeit in Görlitz voranbringen können, ist allerdings nur möglich, weil alle Kooperationspartner an einem Strang ziehen. Das beginnt schon bei der Beantragung der Projekte bei DVV international. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen uns bestmöglich bei den Antragsunterlagen. Sie sind immer zur Stelle, wenn etwas unklar ist, denn sie sorgen dafür, dass die Finanzierung oder auch die Abrechnung reibungslos klappen. Das Team vom Tierra – Eine Welt e.V. kümmert sich um die spannenden Inhalte sowie deren Umsetzung in den Schulen. Dank ihrer Erfahrung und ihrem pädagogischen Gespür bringen sie selbst für Kinder schwierige Themen altersgerecht rüber. Es ist wirklich beeindruckend, wie sie die Schülerinnen und Schüler für globale Problemstellungen begeistern. Zugleich motivieren sie, sich selbst zu engagieren, um Veränderungen anzustoßen.“

Im Laufe der Jahre konnte die vhs Görlitz den Schulen in der Neißestadt sowie im Umland Projekttage mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten anbieten. Beinahe jährlich kommen neue hinzu.

Von der Schokoladentafel zum Kakaobauern

Sie alle finden unter dem Projekttitel „Die ganze Welt ein Dorf?“ zusammen. Der Name ist Programm. Ausgehend von ihrer eigenen Lebenswelt unternehmen die Schülerinnen und Schüler eine Entdeckungsreise in verschiedene Teile der Welt. Der Schulblock führt sie in die Regenwälder Brasiliens. Der Inhalt des eigenen Kleiderschrankes soll die Zustände in den Nähfabriken in Bangladesch und in der Türkei widerspiegeln. Auf ihren Exkursionen in die Herstellungsländer lernen die Kinder und Jugendlichen die Menschen kennen, die hinter solchen Alltagsprodukten stehen. Aber sie erfahren auch, welch drängende globale Probleme damit verbunden sind. „Alles, was wir tun, was wir kaufen und konsumieren, hat Auswirkungen auf Mensch und Natur“, erklärt Christiane Schmidt weiter. „Das geschieht erst einmal vielleicht nicht unmittelbar vor unserer Haustür. Aber alles auf der Welt hängt eng zusammen. Letztlich hat unser Handeln doch Auswirkungen auf uns alle – sei es auf den Klimawandel oder auf Flucht- und Migrationsbewegungen. Dann ist die Welt eben doch nur ein Dorf. Es ist wichtig, dies den Schülerinnen und Schülern vor Augen zu führen und zu zeigen, dass sie die Welt mit ein paar Entscheidungen verändern und lebenswerter gestalten können.“

Solche Themen vermitteln die Projekttage weder trocken noch einschüchternd, sondern spannend und lebensnah. Eines der ersten Angebote im Rahmen des Globalen Lernens war der Projekttag „Vom Kakao zur Schokolade“ an der vhs Görlitz Dabei erkunden die Kinder und Jugendliche den Weg vom Kakaobauern an der westafrikanischen Küste zur Schokoladentafel im Einkaufskorb. Das Thema ist nicht ohne Grund seit zehn Jahren im Programm, denn das Genießen von Kakaoprodukten gehört dabei dazu. Christiane Schmidt weiß: „Das ist mit Abstand das beliebteste Thema. Denn neues Wissen macht doppelt Spaß, wenn man beim Lernen Schokolade naschen darf. Ich mag den Projekttag auch sehr gern, denn es bleiben immer ein, zwei Stückchen übrig.“ Aber auch bei den anderen Projekttagen wird es garantiert nicht langweilig: Filme, Spiele, Rätselrunden und Basteleien gehören zu dem interaktiven Programm. Selbst Hobbyköche und Smartphone-Junkies kommen auf ihre Kosten.

Mit Herausforderungen wachsen

Bis zu sieben Mal pro Semester können Schulen die Angebote wahrnehmen und ihren Klassen ein besonderes Lernerlebnis ermöglichen. Sie werden von Gymnasien, Oberschulen als auch Grundschulen gern genutzt. Doch in den letzten 18 Monaten war es sehr still in der vhs Görlitz. Die Bildungseinrichtung musste ihre Türen aufgrund der Corona-Pandemie schließen. Auch in den Schulen waren keine Projekttage möglich. „Das war natürlich sehr schade“, erinnert sich Christiane Schmidt. „Wir mussten alle Veranstaltung absagen sowie Gelder zurückgeben. Dennoch blicken wir optimistisch in die Zukunft. Die ersten Schulen stehen schon wieder in den Startlöchern und wollen im nächsten Schuljahr wieder mit uns in den Regenwald, nach Afrika und Island.“

Damit bleibt das Kreativzentrum der Volkshochschule Görlitz auch weiterhin ein Ort, an dem die Welt ein kleines Stück näher zusammenrückt.

Christiane Schmidt ist Leiterin des Fachbereiches Politik – Gesellschaft – Umwelt an der Volkshochschule Görlitz.

Projekttage im Herbstsemester in der vhs Görlitz:

  • Ein Koffer voller Gewürze
  • Vom Kakao zur Schokolade
  • Kindheit und Schule in aller Welt
  • Expedition Regenwald
  • Leute machen Kleider
  • Mein Smartphone und ich

Alle Projekttage finden Sie auf www.vhs-Goerlitz.de

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